Seit meiner eigenen Studienzeit in den Siebzigern des letzten Jahrhunderts hat sich für das Instrument Harfe viel Positives entwickelt. Damals wurde die Harfe erstmals in die Wertung bei „Jugend musiziert“ aufgenommen. Wir erlebten in den vielen darauffolgenden Jahren, dass sich immer mehr Kinder für die Harfe entschieden und wir heute weltweit eine reiche „Harfenlandschaft“ haben.
Die Entwicklungsgeschichte dieses Instruments lässt sich erahnen, wenn man bedenkt, dass die Harfe bereits in der Bibel erwähnt wird. Dort steht beschrieben, wie David den jähzornigen Saul mit seinem Spiel auf der Harfe beruhigt. Die lange und reiche Geschichte dieses Instruments hat viele Mythen und auch Klischees entstehen lassen. Lange vor der Entstehung des Tasteninstruments zogen die Barden (Sänger) von Ort zu Ort und begleiteten sich auf der Harfe – damals ein ausgesprochenes Männerinstrument. Nach der Erfindung des Pianos lernten zunehmend die Damen die Kunst des Harfenspiels, um in den vornehmen Salons sich und andere auf dem Zupfinstrument zu begleiten.
In den letzten drei Jahrhunderten hat auch der Harfenbau eine enorme Entwicklung erfahren. Die Doppelpedalharfe, so wie wir sie heute kennen, gibt es seit rund 200 Jahren. Neueste Entwicklungen ermöglichen das Spiel auf elektronischen Harfen, und die Zukunft mag noch spannende Neuerungen bringen.
Das Wesen der Harfe, des Besondere ihres Klangs, das „Solistische“ und das „Begleitende“, das Beruhigende und Berührende sind in unserer hektischen Zeit eminent wichtige Attribute, die den Menschen wohl tun. So wie die Harfe im Orchester in den Werken von Wagner, Debussy, Mahler und Strauss (und vielen anderen) als Klangfarbe nicht wegzudenken ist, so bin ich überzeugt, dass sie als Soloinstrument noch eine weitere Blüte erleben wird. Das vielfältige Klangspektrum der Harfe macht das Instrument auch für Neue Musik sehr interessant. Deshalb haben wir inzwischen eine reiche Auswahl an Kompositionen für Harfe solo und Werke in den verschiedensten kammermusikalischen Besetzungen mit Harfe. Nie zuvor war dieses Instrument in der Breite und Qualität so stark in der Musiklandschaft vertreten wie heute.
Ich lade Sie ein, an den vielen Veranstaltungen, die zum „Jahr der Harfe“ hier in Berlin stattfinden werden, teilzunehmen. Wir sind eine kleine Familie, die immer stärker wächst und voller Ideen steckt. Lassen Sie sich von unserer Neugierde anstecken!
Maria Graf
Professorin für Harfe an der Hochschule für Musik Hanns Eisler Berlin
Maria Graf begann mit elf Jahren das Harfenspiel innerhalb der musikalischen Tradition Bayerns. Sie absolvierte ein Harfenstudium bei Prof. Ursula Lentrodt an der Hochschule für Musik und Theater München mit dem Abschluss des Meisterdiploms 1980 sowie bei Prof. Pierre Jamet in Paris. Sei gewann den 1. Preis im Fach Harfe beim Hochschulwettbewerb in Trossingen 1980 sowie den Förderpreis des Freistaates Bayern 1984.
Orchestererfahrung sammelte sie bei den Münchner Philharmonikern unter Sergiu Celibidache und als Soloharfenistin bei den Berliner Philharmonikern unter Herbert von Karajan. Es folgten Internationale Preise und Auszeichnungen sowie Auftritte in den meisten europäischen Ländern und in Japan. Maria Graf trat mit vielfältigen Solo- und Kammermusikprogrammen auf, eine Zusammenarbeit verbindet sie u.a. mit dem Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks, der Sächsischen Staatskapelle Dresden und den Berliner Philharmonikern. Sie ist regelmäßiger Gast bei den Festspielen in Berlin, Salzburg, Bad Kissingen und beim Kammermusikfest in Lockenhaus. Zu ihren zahlreichen Kammermusikpartnern gehören Irena Grafenauer, Gérard Caussé, Eduard Brunner, das Rosamunde Quartett und das Petersen Quartett. Maria Graf gestaltete Liederabende mit den Sopranistinnen Edith Wiens und Juliane Banse sowie zahlreiche Schallplattenaufnahmen.
1988 folgte die Berufung als Professorin für Harfe an die Musikhochschule Hamburg; seit 1997 lehrt sie an der Hochschule für Musik Hanns Eisler Berlin.