Die Instrumente des Jahres seit 2010
Obgleich sie heute unter den Instrumenten eher einen Exotenstatus besitzt, war die Mandoline immer auch ein Instrument, das es schaffte, Brücken zu bauen – und dies aus unterschiedlichsten Perspektiven: Historisch gesehen von der Barockzeit über die Klassik, u. a. mit Kompositionen von Mozart und Beethoven, bis zur Moderne und Postmoderne. Kommt die Mandoline als Nachfolgerin der Laute auf den ersten Blick eher aus dem höfischen Bereich, so war sie doch immer ein Volksinstrument, „eine Geige der Arbeiter“, die zu den Mandolinenorchestern, den „Sinfonieorchestern des kleinen Mannes“ führten. Sie war das Instrument der Wandervogelbewegung. Die Brücke in die Musik anderer Kulturkreise lässt sich leicht über die Verwandtschaft zu anderen Lauteninstrumenten wie der Bağlama schlagen. In Berlin wird das Jahr der Mandoline daher unter dem Motto „Mandoline & global friends“ gefeiert.
Vor etwa hundert Jahren schlug am Mississippi die Geburtsstunde des Drumsets. Seitdem ist sie unersetzlich geworden: die Zusammenstellung aus Bass Drum mit Pedal, Snare Drum, Tom-Toms, Hi-Hat und Becken, die wir heute Drumset nennen. Praktisch gruppiert vor dem Schlagzeuger und beliebig erweiterbar, liefert das Drumset zusammen mit dem Bass den unentbehrlichen Beat in Tanzkapelle, Jazz-Combo und Bigband, Rock- und Pop-Formationen. Meisterschlagzeuger schufen zunehmend komplexe, anspruchsvolle Beats, und immer häufiger entstehen virtuose Solokompositionen für die allgegenwärtige Schlagwerk-Kombination. Die Landesmusikräte aus dreizehn Bundesländern haben das Drumset zum Instrument des Jahres 2022 gekürt.
Die Orgel gilt als Königin der Instrumente. Sie ist das größte aller Musikinstrumente, das tiefste und höchste, das lauteste und leiseste. Seit 2017 sind Orgelmusik und Orgelbau durch die UNESCO als Immaterielles Kulturerbe anerkannt. Sie ist das erste Tasteninstrument, das zum Instrument des Jahres gekürt wurde. Gründe genug, die Orgel ein Jahr lang in all ihrer Vielfalt zu feiern!
Die Geige ist das Instrument des Jahres 2019. Sie fand ihre heutige Form vor etwa 500 Jahren und damit ist eines der ältesten Instrumente in Orchester-, Tanz-, Kammer- und Unterhaltungsmusik. An den Musikschulen zählt sie neben dem Klavier zu den beliebtesten Instrumenten – und sie ist Inbegriff des musikalischen Team-Players. Deshalb findet das Jahr der Geige in Berlin unter dem Motto: „Musik verbindet – Zusammenhalt stärken“ statt.
Vladimir Jurowski, Chefdirigent des Rundfunk-Sinfonieorchesters Berlin, zum Geigenjahr 2020
Zahlreiche geplante Veranstaltungen des Geigenjahres 2019 mussten aufgrund der anwachsenden CoVID-19-Pandemie leider abgesagt werden.
Die Landesmusikräte Baden-Württemberg, Berlin, Brandenburg, Bremen, Hessen, Thüringen, Rheinland-Pfalz, Saar, Sachsen und Schleswig-Holstein haben das Saxophon zum „Instrument des Jahres“ 2019 gekürt!
Unter dem Dach der teilnehmenden Landesmusikräte werden die zahlreichen Aktivitäten zum Projekt länderspezifisch gebündelt und so ein umfassendes Netzwerk zwischen denen entwickelt, die sich auf unterschiedliche Weise dem Saxophon verschrieben haben: Instrumentenbauerinnen und Instrumentenbauer, professionelle Saxophonistinnen und Saxophonisten, aktive Amateurmusikerinnen und -musiker, Komponistinnen und Komponisten, Musikschülerinnen und -schüler, Zuhörerinnen und Zuhörer.
Am 10. Januar 2018 um 12 Uhr wurde das Jahr des Saxophons in einer Pressekonferenz im Jazz-Institut Berlin offiziell von Kultursenator Klaus Lederer und Hella Dunger-Löper, Präsidentin des Landesmusikrates Berlin, eröffnet. Schirmherr ist Prof. Peter Weniger, künstlerischer Direktor des JIB.
Das Projekt „Instrument des Jahres“ entstand im Jahr 2008 auf Initiative des Landesmusikrates Schleswig-Holstein. Sabine Meyer übernahm damals die Schirmherrschaft über das von ihr meisterhaft gespielte Instrument, die Klarinette. Seither wurde folgenden Instrumenten jeweils ein Jahr gewidmet: der Trompete (2009), dem Kontrabass (2010), der Posaune (2011), dem Fagott (2012), der Gitarre bzw. der Bağlama (2013), der Bratsche (2014), dem Horn (2015), der Harfe (2016), der Oboe (2017) und dem Violoncello (2018).
Auf der Schleswig-Holsteinischen Website www.instrument-des-jahres.de werden länderübergreifend umfangreiche Informationen zum Instrument und zu ausgewählten Veranstaltungen zusammengestellt und laufend aktualisiert.
Die Landesmusikräte Baden-Württemberg, Berlin, Brandenburg, Bremen, Hessen, Thüringen, Saar, Sachsen und Schleswig-Holstein haben das Violoncello zum Instrument des Jahres 2018 gekürt!
Veranstaltungsbroschüre I/2018
Veranstaltungsbroschüre II/2018
Das Violoncello fand im Lauf des 17. Jahrhunderts zu seiner endgültigen harmonischen Form. Sein komplizierter Name – er bedeutet „kleine Großviola“ – zeigt, wo es herkommt: aus dem Wunsch der Generalbassmusik nach einem kräftigen, farbigen und beweglichen Fundament. Das konnte das robuste Cello besser leisten als seine edle, aber zarte Vorgängerin, die Gambe. Im 18. Jahrhundert dann entwickelte sich bald ein neues Cello-Virtuosentum, das schrittweise die Möglichkeiten des Instruments entdeckte und ausbaute: vom großen, produktiven Luigi Boccherini über die Cello-Meister des 19. und 20. Jahrhunderts wie Julius Klengel, Pau Casals, Gregor Piatigorsky oder Jaqueline du Pré bis zu den Virtuosinnen und Virtuosen unserer Tage, denen ein wachsendes Solorepertoire bis in die Gegenwart offensteht – quer durch alle Musiksparten.
In Berlin haben die 12 Cellisten der Berliner Philharmoniker die Schirmherrschaft übernommen und den Schwerpunkt auf Cello-Ensembles gelegt. Um besonders die bezirklichen Musikschulen zu fördern, werden Philharmoniker im Rahmen des Projektes junge Nachwuchs-Ensembles aus den bezirklichen Musikschulen unterrichten.
Die zweite Broschüre mit Veranstaltungen rund um das Cello ist jetzt erschienen. Sie liegt im Landesmusikrat, den Musikbibliotheken und Musikschulen aus und kann beim Landesmusikrat auch bestellt werden.
Oboe – ihr geht nie die Luft aus
Veranstaltungsbroschüre „Oboe – Instrument des Jahres 2017“ Teil I (Januar – Juni 2017)
Veranstaltungsbroschüre „Oboe – Instrument des Jahres 2017“ Teil II (Juli – Dezember 2017)
Was ist sie nur für ein filigranes, komplexes und sensibles Gebilde! Schon in ihrem Aufbau findet die Oboe kaum ihresgleichen. Silberne Klappen, die die Tonlöcher im schwarzen Korpus aus edlen Hölzern öffnen und schließen, versehen mit Klappenpolstern aus Fischhaut oder Kork, gehören zu einer komplizierten Hebelmechanik. Kleine Stahlfedern, Ringklappen, Polster – alles muss perfekt eingepasst sein, damit die Voraussetzungen zur Klangerzeugung bei der Oboe stimmen. Durch ein Doppelrohrblatt – nach dem Prinzip eines seitlich aufgeschlitzten zusammengepressten Strohhalms – bläst der Spieler, um mit präziser Atem- und Lippentechnik der Oboe die Töne zu entlocken.
Doch wenn sie erst einmal klingt, können uns in Salomes Tanz sinnlich-orientalischen Melodie-Bögen in Richard Strauss‘ gleichnamiger Oper betören. Brahms schenkte der Oboe ein wunderbares Solo zu Beginn des zweiten Satzes seines Violinkonzertes, und in Beethovens „Fidelio“ fällt der rettende Hoffnungsstrahl mit der aufblühenden Oboenlinie wie engelsgleiches Licht in Florestans finsteren Kerker und er fantasiert – dem Tode nahe – die Rettung durch seine geliebte Leonore. Doch die Oboe kann auch anders: Mussorgskys Küken tanzen in der Ravelschen Orchesterfassung der „Bilder einer Ausstellung“ keck und voller Lebenslust in ihren Eierschalen und die Oboen „tanzen“ dabei mit den Föten um die Wette.
Hartnäckig halten sich Gerüchte und Legenden über die angeblich gesundheitsgefährdenden Nebenwirkungen und die besonderen Tücken des Oboespielens: So hat es die Oboe – mit dem Horn zusammen – bis ins Guinness-Buch der Rekorde geschafft als vermeintlich spieltechnisch schwierigstes Instrument.
Durch die Jahrtausende erklingen die Doppelrohrblattinstrumente in verschiedensten Varianten, Regionen und Kulturen rund um den Erdball. Auf Abbildungen aus der Antike ist der Oboen ähnliche griechische Aulos zu sehen. Im Mittelalter wurden mit Pommer und vor allem der Schalmei Vorläufer der Oboe gespielt. Aus dem Orient sind Duduk und Zurna nach Europa eingewandert und fanden hier Einzug als Instrumente, die zusammen mit der großen Trommel Davul zu Festlichkeiten wie Hochzeit, Beschneidung und zum Tanz aufspielten. Auch mit all ihren historischen Verwandten von Barockoboe, Englischhorn und Oboe d’amore bis zum Heckelphon möchten wir in unserem Oboen-Jahr dies kleine Instrument mit den vielfältige Klangmöglichkeiten vorstellen.
Wir laden Sie ein, das besondere Wesen der Oboe mit uns zu erkunden. Mit keinem anderen Blasinstrument lassen sich mit einem einzigen Atemzug so lange Phrasen spielen wie mit der Oboe dank der Zirkularblastechnik: Durch die Abschließung des Mundraums vom Rachenraum kann der Spieler durch die Nase einatmen, während er mit der Luft im abgeschlossenen Mundraum mit geschmeidigen Backen den Melodiebogen kunstvoll weiterbläst. Dazu braucht es auch sorgfältig zubereitete Rohrblätter als Oboen-Mundstücke. Deren Holz gedeiht auf eigens hierfür angelegten Plantagen in Frankreich und Kalifornien unter speziellen klimatischen Bedingungen: Raum für viel Fachsimpelei der Oboen-Bauer und -Spieler. Wen verwundert es, dass die Oboe einer besonderen Aufmerksamkeit ihrer Spieler und ihres Publikums bedarf – und belohnt.
Wir danken allen, die mit ihren Konzerten, Meisterkursen, Workshops und Veranstaltungen dieses Heft bereichert haben und wünschen Ihnen eine spannende Entdeckungsreise durch das Oboen-Jahr. Perfekt eingestimmt sind wir ja in jedem Falle…
Grußwort des Landesmusikrats-Präsidenten, Dr. Hubert Kolland
Schirmherrin: Prof. Maria Graf (Hochschule für Musik Hanns Eisler Berlin)
Sphärische Klänge, volkstümliche Weisen, virtuose Konzertstücke – so vielfältig die klanglichen Assoziationen sind, so weit reicht die Geschichte der Harfe zurück, eines der ältesten Musikinstrumente der Menschheit. Schon seit ca. 3000 v. Chr. sind Hinweise auf Harfeninstrumente erhalten.
Die Programmbroschüre zum Instrument des Jahres 2016 kann man als Dateien (Januar-Juni 2016 und August-Dezemebr 2016) herunterladen:
Harfe – Instrument des Jahres 2016. Veranstaltungsprogramm Januar-Juni 2016
Harfe – Instrument des Jahres 2016. August-Dezember 2016
Wer kennt nicht das Lied “Little David, play on your harp!”
Es entführt uns in die grauen Vorzeiten des Vorderen Orients, in die Zeit des Alten Testaments – auch wenn die Fachleute sagen, dass das so nicht stimme: David gebrauchte den Kinnor – auch ein Saiteninstrument, doch mit kastenartigem Resonanzkörper, an dessen Seite die Saiten über einen Steg laufen – , um König Saul von seinen bösartigen Träumen zu erlösen.
Die Harfe im engeren Sinn gibt es ab dem frühen Mittelalter, und seitdem hat David in den Abbildungen eben immer seine Harfe. Viele Entwicklungen hat das Instrument seitdem durchlaufen bis hin zur Doppelpedalharfe, die aus bis zu 2500 Einzelteilen besteht. Und es gibt sie – in vielen Varianten – in den meisten Kulturen der Welt.
Mythisch ist denn auch oft eine der Bedeutungen der Harfe, sei es in der irischen Volksmusik oder auch im romantischen Orchester: Was wäre der sagenumwobene Anfang von Vyšehrad in Smetanas Orchesterzyklus „Mein Vaterland“ ohne die raunenden Arpeggien der Harfen. Doch auch Licht und Freundlichkeit wird mit ihrem Klang verbunden, so wenn am Ende von Wagners „Rheingold“ nach einem gewaltigen Gewitter der lärmende Klangtumult des vollen Orchesters abbricht, die Sonne aufgeht, einen Regenbogen an den Himmel zaubert und nun gleich sechs Harfen mit ihrem hell schwirrenden Klang die Natur aufatmen und die Welt fürs Erste viel besser erscheinen lassen.
Zweifelsohne ist die Harfe das farbenreichste und dynamischste Zupfinstrument und hat einen enormen Tonumfang, der von großer Tiefe mit dunklem, fast glockenartigem Klang bis in höchste Höhen mit Helle und Schärfe reicht, die sich auch im Orchester markant durchsetzen. Außerdem ermöglicht sie vielfältige Anschlagsnuancen von getupft und weich bis spitz und hart, um die sie die sozusagen umgekippten „mechanisierten Harfen“ wie Cembalo oder Klavier nur beneiden können.
All diese verschiedenen Eigenschaften der Harfe von der Solodarbietung über Kammermusik bis hin zu Orchester- und Tanzmusik sowie die Harfe in außereuropäischen und neuartigen Zusammenhängen werden in den Konzerten und Veranstaltungen im Laufe des Jahres 2016 erlebt werden können, zu denen wir hiermit ganz herzlich einladen und anregende Höreindrücke wünschen. Allen, die zum Gelingen des Projektes beigetragen haben, sei an dieser Stelle sehr herzlich gedankt.
Grußwort des Präsidenten des Landesmusikrats Berlin, Dr. Hubert Kolland, zum Harfenjahr 2016
Schirmherrin: Prof. Marie-Luise Neunecker (Hochschule für Musik „Hanns Eisler“ Berlin)
Zum 10. August liegt der neue Veranstaltungsflyer zum Horn – Instrument des Jahres 2015 vor. Das PDF zum Download finden sie schon jetzt hier:
Horn – Instrument des Jahres 2015 II.
Gesamtbroschüre „Horn – Instrument des Jahres 2015“
Warum ist das Horn ein göttliches Instrument? – Ein Mensch bläst zwar hinein, aber Gott allein weiß, was herauskommt. Ein kurzer Witz, in dem aber vieles über die Kunst des Horn-Spiels gesagt ist. Dem ca. 400 cm langen gewundenen Rohr einen sauberen Ton ohne den gefürchteten „Kiekser“ zu entlocken, ist eine Kunst für sich. Hornisten lieben ihr Instrument vielleicht gerade wegen seiner diffizilen und sensiblen Klangerzeugung, in jedem Falle aber wegen so großartiger Musik wie dem empfindsam-warmen Hornsolo zu Beginn des 2. Satzes von Tschaikowskys 5. Sinfonie oder dem schwungvoll-frechen Hornmotiv in „Till Eulenspiegels lustigen Streichen“ von Richard Strauss.
Als der Kontrabass das erste Berliner „Instrument des Jahres“ wurde, war den Beteiligten noch nicht bewusst, welche Auswirkungen das Projekt haben würde: Der Kontrabass erfuhr einen Popularitätsschub, es wurden kleine bunte Kinderkontrabässe vorgestellt. Die Posaune lockte 70 Posaunistinnen und Posaunisten zur Klangaktion auf den Gendarmenmarkt. Am weltweit größten Workshop für Fagott-Ensembles „Die Fagotte sind los!“ waren 200 Teilnehmer und Teilnehmerinnen und 30 Dozenten und Dozentinnen beteiligt. 2013 fand das „Erste Bağlama-Symposium in Deutschland“ statt, zu dem Wissenschaftler, Musiker und Gäste aus der Türkei nach Berlin reisten und das auch über das Jahr hinaus Auswirkungen hatte, indem die Humboldt-Universität z.B. ein Forschungsprojekt zur Bağlama 2014 initiierte, die „Bağlama-Plattform Berlin“ gegründet wurde und nicht zuletzt die Bağlama in der Kategorie „Besondere Instrumente“ im Wettbewerb „Jugend musiziert“ endlich auch auf Bundesebene eingeführt wurde. Das „Jahr der Bratsche“ 2014 fand seinen Höhepunkt im „Tag der Bratsche“ mit Vorträgen, Workshops und großem Konzert im Konzerthaus am Gendarmenmarkt.
Auch das Horn soll 2015 in zahlreichen Veranstaltungen ganz unterschiedlichen Formats einem breiten Publikum vorgestellt werden: Durch den Instrumentenbauer, der vom Jagdhorn und Naturhorn über das moderne Ventilhorn bis zum Kinder-Waldhorn seine Instrumente präsentieren wird, in Meisterkursen für angehende Solisten und durch Hospitationen bei Hochschuldozentinnen und –dozenten für interessierte Laien, in Kammermusikabenden oder Konzerten für Horn und Orchester. Das Musikinstrumentenmuseum mit Sonderführungen zum Horn wird ebenso eingebunden wie die Musikbibliotheken, die neue Ausgaben von Noten und/oder Literatur zum Horn ausstellen und kleine Konzerte anbieten. Ein besonderes Highlight zum Horn-Jahr bietet der Berliner Zoo an: In Führungen mit dem Veterinär Dr. Andreas Ochs und der Hornistin der Berliner Philharmoniker, Sarah Willis, erfahren wir, wie aus dem Horn von Tieren ein Instrument entstanden ist und welche Töne man aus ihm hervorbringen kann.
(Foto: Jean Severin)
Im fünften Jahr des Projekts ist 2014 die Bratsche „Instrument des Jahres“. Sie soll in zahlreichen Veranstaltungen ganz unterschiedlichen Formats einem breiten Publikum vorgestellt werden: vom Geigenbauer, der Bratschen für Kinder und Jugendliche präsentiert, über Meisterkurse für angehende Solisten und „Schnupperunterricht“ bei HochschuldozentInnen für interessierte Laien bis hin zu Jazzkonzerten, Kammermusikabenden für Bratschenquartette oder Konzerten für Bratsche und Orchester.
Das Veranstaltungsprogramm „Bratsche – Instrument des Jahres 2014“ September-Dezember 2014 ist druckfrisch erschienen!
Hier können Sie den neuen Programmflyer downloaden.
Die Gesamtbroschüre „Bratsche – Instrument des Jahres 2014“ finden Sie hier.
„Von allen Instrumenten im Orchester ist die Viola dasjenige, dessen ausgezeichnete Eigenschaften man am längsten verkannt hat.“ Also schrieb Hector Berlioz in seiner 1843/44 verfassten Instrumentationslehre, bevor er in seinem unnachahmlich blumigen Stil einige von diesen Eigenschaften auflistete und an klug gewählten Beispielen aus der Orchesterliteratur erläuterte.
Vieles hat sich in den 170 Jahren getan, die seitdem vergangen sind. Die namhaftesten Komponisten haben die Viola nicht nur innerhalb des Orchesters, sondern auch als Kammermusik- und Soloinstrument mit den dankbarsten Aufgaben bedacht. Um diesen Aufgaben gerecht zu werden, musste das Durchschnittsniveau der Instrumentalisten – die zu Berlioz’ Zeiten allzu oft als ein für die Musizierpraxis „notwendiges Übel“ galten – stark angehoben werden, und so entstanden gegen Ende des 19. Jahrhunderts in den Musikhochschulen zum ersten Mal gesonderte Violaklassen. Das Violaspiel wurde als zusätzliches Fach bei einigen der renommiertesten Musikwettbewerbe eingeführt, und es wurden sogar einige internationale Viola-Wettbewerbe ins Leben gerufen, aus denen eine stets wachsende Reihe hervorragender Solisten kontinuierlich hervorgeht.
Und doch sind viele Vorurteile und Stereotypisierungen nicht totzukriegen! Wer kennt nicht einen der unzähligen „Bratscherwitze“, die meistens mehr über denjenigen besagen, der sie erzählt, als über deren vermeintliche Zielscheibe! Tatsache ist, dass sich die Viola und ihre Spieler seit eh und je hartnäckig geweigert haben, sich in ein Muster hineinpressen zu lassen. Es fängt schon mit dem Namen an: Es wird gelegentlich gefragt, was denn der Unterschied zwischen „Viola“ und „Bratsche“ sei. Gar nichts, lautet die einfache Antwort! Beide Bezeichnungen stammen aus dem italienischen Ausdruck „viola da braccio“, der ein auf dem Arm gespieltes Instrument meint. Und da wir uns gerade mit etymologischen Fragen beschäftigen, ist es sicher nicht überflüssig zu unterstreichen, dass die Viola die Urform des Instruments darstellt; alle anderen Namen sind Ableitungen daraus: eine Violine ist eine kleine Viola; ein Violone ist eine große Viola; ein Violoncello schließlich ist eine kleine große Viola (und Claudio Monteverdi spricht zusätzlich vom „contrabbasso di viola“).
Auch bemerkenswert ist bei der Bratsche die Tatsache, dass sich weder Spieler noch Bauer des Instruments darüber einigen können, wie es idealerweise auszusehen bzw. zu klingen habe. Während sich die Geige seit Stradivari kaum geändert hat, werden bis heute Bratschen gebaut, deren Korpus eine Länge etwa zwischen 38 und 48 cm betragen und außerdem ziemlich abenteuerliche Formen annehmen kann. Eine Bratsche kann dunkel wie ein Cello oder hell wie eine Geige klingen, und beide Varianten haben ihre leidenschaftlichen Verfechter. Dieser Facettenreichtum ist einer der Reize, durch die jeder der jährlich veranstalteten Kongresse der 1968 gegründeten International Viola Society sowie die „Bratschistentage“ der daraus hervorgegangenen Deutschen Viola-Gesellschaft zu einem unvergleichlichen Ereignis wird. Wie jeder Spieler, ist auch jedes Instrument ein Unikat!
Dass der Landesmusikrat Berlin die Bratsche zum Instrument des Jahres 2014 gekürt hat, wird eine willkommene Gelegenheit darstellen, das Instrument nicht nur dem sprichwörtlichen „Mann auf der Straße“ näher zu bringen, sondern es auch aus seinem unverdienten Aschenputtel-Dasein zu erlösen.
Carlos María Solare
(Präsident der International Viola Society)
TAG DER BRATSCHE am 21. November 2014 im Konzerthaus Berlin!
Wir danken dem Konzerthaus Berlin für die großzügige Unterstützung des „Tages der Bratsche“!
Auch in diesem Jahr widmete der Landesmusikrat Berlin dem Instrument des Jahres einen eigenen Tag, der ein Tag der Begegnung mit der Bratsche und durch die Bratsche war. Im Konzerthaus am Gendarmenmarkt waren Bratschisten, junge Bratschenschüler/-innen und die interessierte Berliner Öffentlichkeit zusammengekommen, um sich auszutauschen, einander zuzuhören und miteinander zu musizieren. Dabei stand die Bratsche im Mittelpunkt vielseitiger Programmpunkte:
13.30 Uhr: Meisterkurs Bratsche, Leitung Amalia Arnoldt (Solo-Bratschistin des Konzerthausorchesters Berlin).
15.30 Uhr: Workshop mit Marion Leleu (UdK Berlin) – „Körpergerechte Haltung und Einstellung beim Bratsche-Spielen“.
16.30 Uhr: Workshop Bratsche, Leitung: Felix Korinth (Konzerthausorchester Berlin)
VIOLA-Offensive: Eröffnung durch das Bratschen-Ensemble Berliner Musikschulen, Einstudierung: Katharina Becker, Shuho Hoshi-Berg, Bettina Marquardt, Christian Roloff.
18.30 Uhr: Vortrag Jean Severin (Weimar): „Bratschen fallen nicht vom Baum – Wie große und kleine Bratschen heute gebaut werden“
20.00 Uhr KONZERT
Einleitung: Tilman Muthesius (Potsdam): „Einführung zum historischen Bratschenbau“
Irmgard Huntgeburth (UdK/Bratsche): „Bratsche Barock“ mit drei Studierenden
- Giovanni Pierluigi da Palestrina (1525-1594): zwei Ricercari sopra li Toni
- Georg Philipp Telemann (1681-1767): Sonata in F-Dur
Aida Carmen Soanea (Bratsche) mit Pianist und Geigerin
- Norbert von Hannenheim (1898-1945): Sonaten für Viola und Klavier
Igor Budinstein (Solo-Bratschist des Deutschen Symphonie-Orchesters Berlin)
- Niccolò Paganini (1782-1840): „Nel cor più non mi sento“ (1827)
Hartmut Rohde (UdK/Bratsche), Marie-Pierre Langlamet (Berliner Philharmoniker/Harfe) und Holger Groschopp (UdK/Klavier)
Ursula Mamlok (*1923):
- „From my garden“ für Viola solo (1983)
- „Wolkenfelder“ für Viola und Harfe (1965/Rev. 2004)
- „Above clouds“ für Viola und Klavier (2013/14) – Deutsche Erstaufführung
TANGO mit Julia Adler-Mai und José Gallardo
- Gustavo Beytelmann (*1945): Tango-Suite „5 piezas para viola y piano“ (1997)
Das Veranstaltungsprogramm „Bratsche – Instrument des Jahres 2014“ September-Dezember 2014 ist druckfrisch erschienen!
Hier können Sie den Programmflyer downloaden.
Kleiner Videobeitrag des Konzerthauses Berlin zur „Bratsche – Instrument des Jahres 2014“
Die Gesamtbroschüre „Bratsche – Instrument des Jahres 2014“ finden Sie hier.
Schirmherr: Prof. Martin Rennert (Präsident der UdK Berlin)
Der Landesmusikrat Berlin möchte mit der Nominierung der Bağlama zum Instrument des Jahres 2013 ein Schlaglicht auf dieses Instrument werfen und in Konzerten, Symposien, Ausstellungen und Workshops den Dialog der Kulturen gerade in einer Stadt wie Berlin weiter intensivieren. Namhafte Institutionen und Einzelpersonen sowohl aus der Türkei, dem europäischen Ausland und Deutschland unterstützen das Projekt.
Die Bağlama nimmt im gesellschaftlichen Leben sowohl der in Deutschland seit über 50 Jahren lebenden türkeistämmigen Migranten als auch der Türkei einen hohen Stellenwert ein. Innerhalb der türkischen Musik stellt die Bağlama das Hauptinstrument dar. Bis heute werden in der Türkei die meisten Lieder – auch aus den Bereichen Pop und Rock – mit Begleitung auf der Bağlama geschaffen. So verwundert es nicht, dass das Instrument in der Türkei über einen Kultstatus verfügt.
Konzert mit Bağlama-Virtuosen des Konservatoriums Istanbul am 14. September 2013 im Konzertsaal der Universität der Künste Berlin
Mit der Bağlama stand 2013 erstmals ein Instrument im Mittelpunkt, das nicht bereits in der westeuropäischen Musikszene etabliert ist. 2013 widmete der Landesmusikrat sein Projekt „Instrument des Jahres“ den charakteristischen Spieltechniken, Klängen und Ausdrucksformen der Langhalslaute. Insbesondere mit Bağlama-Konzerten eingeladener Künstlerinnen und Künstler aus dem In- und Ausland, Besuchen von Bağlama-Schulen und Institutionen des Berliner Kultur- und Musiklebens wurde ein breites Publikum angesprochen. In den Berliner Musikbibliotheken wurden Lehrwerke, Fachbücher und CDs/DVDs zur Bağlama ausgestellt udn es fanden kleinere Konzerte mit Preisträgern von Jugend musiziert Berlin statt. Weiterhin organisierte der Landesmusikrat mit seinen Kooperationspartnern einen Kongress für Bağlama-Lehrer.
Der Landesmusikrat vergab einen Kompositionsauftrag an die junge, in Berlin lebende türkischstämmige Komponistin Sinem Altan, die ein Konzert für das „Instrument des Jahres“ schrieb. Das Landesjugendorchester brachte das Konzert unter der Leitung von Johannes Klumpp und mit dem Bağlama-Virtuosen Özgür Ersoy als Solist am 10. Oktober 2013 im Konzerthaus Berlin zur Uraufführung.
Hier finden Sie 3 Video-Sequenzen von der Probenarbeit zum Konzert „don’t bind me“:
Weiterführende Texte, Informationen und ein Interview mit der Komponistin Sinem Altan:
Weitere Informationen zur Komponistin, zum Solist und Dirigent
Die türkische Langhalslaute (Nevzat Ciftci)
<span style=“font-size: 0.9em;“>Erfreulicherweise motivierte das Jahr der Bağlama den Musikverlag Ries & Erler zu zwei Herausgaben: Das Konzert für Bağlama und Orchester von Sinem Altan, eine Komposition, die im Auftrag des Landesmusikrates Berlin entstanden ist und am 10. Oktober 2013 durch das Landesjugendorchester Berlin uraufgeführt wurde. Das Werk ist ab sofort im Handel erhältlich. </span>
Am 22. Oktober 2013 stellte der Verlag Ries & Erler in der Musikalienhandlung Riedel das erste deutschsprachige Bağlama-Lehrbuch (mit englischer Übersetzung) von Özgür Ersoy vor, der Solist im Konzert von Sinem Altan war:
Das komplette Veranstaltungs-Programm des Bağlama-Jahres
Die Broschüre mit allen Grußworten und einer Konzertvorschau 2013
Einen weiteren Höhepunkt des Programms bildete das in Deutschland erste musikwissenschaftliche Symposium zur Bağlama, bei dem das ganze Spektrum des Instruments zwischen Tradition und neueren Entwicklungen wissenschaftlich behandelt wurde. Das Ethnologische Museum (Staatliche Museen zu Berlin Preußischer Kulturbesitz) brachte eine DVD-Dokumentation zum Symposium heraus, deren 2. Teil die Herstellung einer Bağlama mit Lamellenkorpus zeigt.
Die DVD kann über den Webshop des Ethnologischen Museums erworben werden:
Programmheft „ERSTES BAĞLAMA-SYMPOSIUM IN DEUTSCHLAND“, 14./15. September 2013
Titel Programmheft „ERSTES BAĞLAMA-SYMPOSIUM IN DEUTSCHLAND“, 14./15. September 2013
Projektkoordinator: Nevzat Çiftçi
+49 (0)152 02053388
Landesmusikrat Berlin e. V.
Lübecker Straße 23
10559 Berlin
Sicher, (fast) jeder kennt den Klang des Fagotts als grummelnden Großvater in „Peter und der Wolf“ oder als hüpfenden Besen im „Zauberlehrling“. Wer jedoch nimmt bewusst wahr, dass der geheimnisvoll erotische Klang am Anfang von Strawinskys „Sacre du Printemps“ vor allem durch den sehnsüchtigen Ton der Fagott-Melodie entsteht?
Das viele Klangfacetten in sich bergende Holzblasinstrument, das meist in den hinteren Reihen des Orchesters zu entdecken ist, sicht- und hörbar zu machen, war die Absicht bei der Wahl zum Instrument des Jahres 2012:
Der Landesmusikrat Berlin freut sich, dass Klaus Thunemann, der „Vater“ nahezu einer ganzen Fagottisten-Generation, die musikalische und Andre Schmitz, der neue und alte bewährte Berliner Staatsekretär für Kultur und die Künste, die kulturpolitische Schirmherrschaft übernommen haben.
Und genauso freuen wir uns, dass so viele mit am Strang ziehen: die Laien wie die Profis bis hin zu den Berliner Spitzenorchestern, der Instrumentenbau und -handel, die Hochschulen wie die Musikbibliotheken, die Medien und – natürlich von zentraler Bedeutung – die Musikschulen, von denen einige gar die kleinen Geschwister des Fagotts, das „Fagottino“ bzw. das Kinder-Fagott, bereit halten, um früher als mit dem großen Fagott möglich zum Erlernen dieses aparten Instruments zu motivieren: Nachwuchs ist gesucht – nicht nur im Berliner Landesjugendorchester.
Mit der Posaune stand 2011 ein Instrument im Mittelpunkt des Projektes „Instrument des Jahres“, das vielfältigste Verwendung kennt: von den sagenhaften Posaunen Jerichos oder den biblischen des Jüngsten Gerichts über die Bläsersätze der Renaissance, ferner als Orchester- und Soloinstrument im Konzertsaal vor allem seit dem 19. Jahrhundert, in der Volks- und Kirchenmusik mit ihren so unterschiedlichen Posaunenchören, außerdem im Jazz (was ist eine Bigband ohne Posaunen?) oder in der Neuen Musik – hier mit ganz neuen Effekten – , in der traditionellen Blasmusik oder in den modernen Brass-Formationen, aber auch in reinen Posaunen-Ensembles – immer fasziniert der farbenreiche Klang von den tiefsten Tonräumen bis zu beträchtlichen Höhen mit der Möglichkeit von zarter bis zu scharfer und mächtigster Dynamik.
In Berlin entwickelte sich ein vielseitiges Programm unter der Schirmherrschaft des Bassposaunisten Stefan Schulz, der Mitglied der Berliner Philharmoniker und Professor an der Universität der Künste in Berlin ist.
Das Instrument des Jahres war 2010 der Kontrabass, erstmalig kooperierten die Landesmusikräte Berlin und Schleswig-Holstein mit diesem Projekt und verhalfen einem vermeintlich schwerfälligen und beim musikalischen Nachwuchs unpopulären Instrument zu neuer Beliebtheit: Die Situation der Kontrabass-Ausbildung in Musikschule und Studium hat sich verbessert, eine bundesweite Aufwärtsbewegung setzt ein.
Das Landesjugendorchester Berlin stellte mit der Aufführung eines Konzertes für Kontrabass und Orchester den Kontrabass als Solo-Instrument in den Mittelpunkt seines Programms und präsentierte mit der jungen Sophie Lücke ein Nachwuchs-Talent als Solistin am Kontrabass. Dass es mittlerweile grasgrüne, kleine Kontrabässe gibt, beweist, dass auch bei den Kleinsten die kindgerechte Heranführung an das Instrument in die Praxis umgesetzt wurde.