Der Tagesspiegel, 04. September 2008
Es wirkt wie ein Akt der Versöhnung: Christian Höppner, Präsident des Landesmusikrates Berlin, und André Schmitz, hauptstädtischer Kulturstaatssekretär, die sich noch im Juli im Tagesspiegel ein verbales Duell um die kulturelle (Aus-) Bildung der Berliner Jugend lieferten (8./18.7.), stehen mit einem gemeinsamen Anliegen auf der Bühne des Konzerthauses. Dem Landesmusikrat Berlin zum 30. Geburtstag zu gratulieren. So sitzen die eigentlichen Hauptdarsteller des Abends, die Musiker des Landesjugendorchesters Berlin, bereits eine halbe Stunde auf der Bühne, bevor sie die ersten Töne von Joseph Haydns "Sinfonia Concertante" für Violine, Cello, Oboe, Fagott und Orchester spielen dürfen. Dies mag ein Grund dafür sein, dass das Orchester unter der Leitung von Martin Braun anfangs nicht ganz bei der Sache zu sein scheint. Die filigrane Leichtigkeit bleibt etwas auf der Strecke. Das Solisten-Quartett – allen voran die für ihre 19 Jahre fabelhaft selbstbewusste Geigerin Luisa Rönnebeck – beweist sowohl für die Haydnsche Melodik als auch für einander ein ausgeprägtes Gespür.
Bei Schuberts 3. Sinfonie zeigt das Orchester dann doch seine Qualitäten: Mit weichem Streicherklang und einer für ein Jugendensemble ungewöhnlich exakten Holzbläsergruppe arbeiten die Musiker wienerischen Charme und volkstümliche Melodik toll heraus. Dass in der Pause ein Patenschaftsvertrag zwischen dem Orchester der Deutschen Oper und dem LJO unterzeichnet wird, beflügelt die jungen Musiker bei Beethovens 3. Sinfonie augenscheinlich noch einmal. Hier findet das Orchester zur Leidenschaft, die der Komponist der Französischen Revolution entgegenbrachte. Im Adagio bewegt ein von tiefer Trauer getragener Ton, der klanglich den Höhepunkt des Abends darstellt, und bestätigt, was Christian Höppner schon in seiner eröffnenden Rede feststellte: "Musik spricht für sich allein!" Daniel Wixforth