Das Landesjugendensemble Neue Musik Berlin mit einer Uraufführung im Konzerthaus und erstmalig mit einem weiteren Konzertprogramm in der Akademie der Künste (27. April 2015)

Samstag, 2. Mai 2015, 20 Uhr, Werner-Otto-Saal, Konzerthaus Berlin
Freitag, 8. Mai 2015, 20 Uhr, Akademie der Künste, Studio, Hanseatenweg 10, 10557 Berlin

Die Hochzeit von Himmel und Hölle, jene fantastisch mystische Dichtung von William Blake um 1800, inspirierte den in Berlin lebenden britisch-chinesischen Komponisten Jeffrey Ching (*1965) zu seinem „Celestial-Infernal Grand Nuptial Rite“. Dessen Uraufführung präsentiert das Landesjugendensemble Neue Musik am 2. Mai im Konzerthaus. In sieben ineinander übergehenden Sätzen, deren Titel William Blakes Dichtung entstammen, formt Ching musikalisch und dramaturgisch eine äußerst subtile und feingliedrige Szene. Die zwei professionellen SolistInnen und das Orchester gehen raffiniert eine enge klangliche Partnerschaft ein. „Die jugendlichen Orchestermitglieder improvisieren nach feinsten Vorgaben den gesamten Begleitpart in einer Art ritueller Grundhaltung, korrespondieren mit den Solostimmen und untereinander dabei stets.“, beschreibt einer der beiden künstlerischen Leiter des Ensembles, Gerhard Scherer, das neue Werk Chings. „Das Arbeiten mit dem vorgelegten Material und der geforderten konzentriert-ritualisierten Darstellungsweise sowie mit dem Background der verstörend-faszinierenden Denkungsart eines William Blake zusammen mit dem bedeutenden Komponisten Ching kann durchaus als eine herausragende Jugendarbeit angesehen werden. Grenzen werden rundum negiert und unnötig, Hierarchie stellt sich nicht ein.“

Auf dem Programm steht außerdem „Goldberg spielt“ (2000) von Moritz Eggert (*1965). Moritz Eggerts Werk ist natürlich eine Auseinandersetzung mit Johann Sebastian Bachs Goldberg Variationen von 1741. Geschrieben für den Grafen Keyerlinck, ließ dieser den Cembalisten Johann Gottlieb Goldberg die Variationen zur Unterhaltung seiner schlaflosen Nächte spielen. Ensembleleiter Jobst Liebrecht über das Werk Eggerts: „Diesem „Heiligtum“ der Musik nähert sich der Komponist mit Liebe und Ehrerbietung, jedoch jederzeit frei und unkonventionell. Mit der gehörigen Chuzpe behauptet er seine eigene Tonsprache, die von der ersten Variation an sich auf das Material der Bach-Variationen sozusagen stürzt. Insbesondere auch die Trennung zwischen E und U hat Moritz Eg­gert nie akzeptiert, seine Musik unterhält jederzeit und ist ernst gleichermaßen.“

Erstmalig präsentiert das Landesjugendensemble Neue Musik Berlin in diesem Jahr Preis­träger des Landeswettbewerbs Jugend musiziert Berlin, die sich besonders durch die Beschäf­tigung mit Werken der Neuen Musik ausgezeichnet haben. Dabei finden sich Eigenkomposi­tionen, Stücke aus der „klassischen“ Phase der Neuen Musik, interessante Bearbeitungen und ungewöhnliche Instrumentenkombinationen.

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Auf Einladung der Akademie der Künste spielt das Landesjugendensemble Neue Musik Berlin am8. Mai zum ersten Male ein Konzert im Studio am Hanseatenweg. Der revolutionäre Aufbruch in den 1960/70er Jahren, wie ihn die Ausstellung KUNST FÜR ALLE der Akademie der Künste thematisiert, erfasste auch die Musik jener Zeit. Es entstanden Gruppen und Konzepte, die Musik und Politik neu verknüpften. Ihr Aktionsfeld war die Straße, waren Demonstrationen, Protestveranstaltungen, Feste; ihr Terrain ein demokratisiertes Kunstverständnis, jenseits des bürgerlichen Konzertsaals, mit offenen Zugangsschleusen für Improvisation, Jazz, Arbeiterlieder, Folklore. „Musik für alle“ setzt einige der damaligen Entwicklungen wieder in Betrieb.

Unter der Leitung der beiden künstlerischen Leiter Gerhard Scherer und Jobst Liebrecht spielt das Landesjugendensemble Neue Musik Berlin zwei anspruchsvolle, spannende Programme:

Samstag, 2. Mai 2015, 20 Uhr, Konzerthaus Berlin, Werner-Otto-Saal

Programm:

Reinhard Lippert (*1951): URBA MEDI (2015) | Sebastian Lange, Saxophon; Jara Elena Egen, Harfe

Marek Pasieczny (*1980): Scintilla: After Arvo Pärt (2012) | Annemarie Müskes, Gitarre

Jeffrey Ching (*1965): Celestial-Infernal Grand Nuptial Rite für Mezzosopran, Violoncello und Begleitung ad libitum (2013/14 – Uraufführung) | Andión Fernández, Mezzosopran; Matias de Oliveira Pinto, Violoncello

Otto Ketting (*1935): Intrada (1958) | Moritz Beyer, Trompete

Jonas Kämper (*1998): Contrasts (2012) | Jonas Kämper, Querflöte

Moritz Eggert (*1965): Goldberg spielt für Klavier und Ensemble (2000) | Jonas Harksen, Piano

Freitag, 8. Mai 2015, 20 Uhr, Akademie der Künste, Studio, Hanseatenweg 10, 10557 Berlin

Programm:

Hanns Eisler (1898-1962): Suite für Orchester Nr. 3 op. 26 aus der Musik zum Film „Kuhle Wampe“ (1931)

Louis Andriessen (*1939): Workers Union, symphonic movement for any loud-sounding group of instruments/for variable ensemble (1975)

Aus dem Repertoire des Sogenannten Linksradikalen Blasorchesters (1976-1981):

–       Rolf Riehm/Peter Paul Zahl: Der Anwalt des Schreckens (1977)

–       Heiner Goebbels/nach einem Interviewtext mit Michael Kühnen: Ohne dass ich sagen würde, ich bin der neue Führer (1980)

Bennet von Knobloch-Droste, Sprecher

Francesco Filidei (*1973): I funerali dell’anarchico Serantini, Version für sechs Spieler (2006)

Pressemitteilung als Download

ausführliche Informationen zum Konzert am 02.05.2015 im Konzerthaus

ausführliche Informationen zum Konzert am 08.05.2015 in der Akademie der Künste