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42 % der Amateurensembles in ihrer Existenz bedroht – Landesmusikrat fordert klare Regeln für den Probenbetrieb
An einer Umfrage des Landesmusikrats Berlin zu den Auswirkungen des Corona-Virus auf die Berliner Musiklandschaft beteiligten sich bis heute 436 Berliner Amateurensembles, diese repräsentieren mehr als 15 000 Berlinerinnen und Berliner.
58,7 % gaben an, durch die Einschränkungen, die mit der Corona-Pandemie notwendig geworden sind, gar nicht mehr proben zu können, 24,3% nutzen digitale Hilfsmitte. 42 % der Ensembles sind durch die Probeneinschränkungen langfristig bedroht.
Für den Fall, dass die Öffnungen weiter voranschreiten, haben bereits 38,1 % der Ensembles einen Hygieneplan vorbereitet. 35,3 % benötigen Hilfe bei der Erstellung eines solchen. Würden Proben in Innenräumen mit einem Mindestabstand von 3 Metern genehmigt und würden Räumlichkeiten wieder geöffnet, könnten 47,9 % der Teilnehmenden ihre Arbeit wieder aufnehmen, da ihr Probenraum groß genug wäre. Aktuell sind 79,8 % der Probenräume nicht zugänglich. Die meisten befinden sich den Angaben zufolge in öffentlichen Schulen (30 %), Gemeindehäusern (25,5 %) oder Kirchen (20,2 %).
Erfahrung mit Anwendungen, die ein verzögerungsarmes Musizieren im virtuellen Raum ermöglichen, haben bisher nur 7,6 % der Ensembles. 48,6 % benötigen Schulungen zur Nutzung digitaler Formate.
Die Präsidentin des Landesmusikrats Berlin Hella Dunger-Löper sagt: „Die Umfrage unterstreicht die dramatische Situation, in der sich die Berliner Amateurmusikszene trotz vieler kreativer Lösungen befindet. Die Ensembles brauchen klare Regeln, die der aktuelle Verordnungsrahmen nicht bietet. Außerdem brauchen sie eine Perspektive für die Zukunft. Dafür müssen die Forschungen zur Frage der Aerosolverbreitung in Innenräumen und die Unterstützung digitaler Alternativen vorangetrieben werden.“
Weitere Informationen:
https://www.landesmusikrat-berlin.de/musikpolitik/auswirkung-von-coronainformationen/
6. Jour fixe „Musik und Stadt“: Komponistinnen gestern und heute
Montag, 22. Juni 2020, 19 Uhr ⋅ Livestream von ALEX-TV
„Dass man übrigens seine elende Weibsnatur jeden Tag, auf jedem Schritt seines Lebens von den Herren der Schöpfung vorgerückt bekömmt, ist ein Punkt, der einen in Wuth, und somit um die Weiblichkeit bringen könnte, wenn nicht dadurch das Uebel ärger würde.“ (Fanny Hensel, 1829)
Gesellschaftliche Zwänge, Zweifel an der Begabung von Frauen, mangelnder Zugang zu Ausbildungsstätten und Bedenken der Veranstalter mit Rücksicht auf die Erwartungen des Publikums … Was hat sich getan in zweihundert Jahren Kulturgeschichte? Gibt es Gleichberechtigung, und wie wird sie sichtbar in der Programmgestaltung der großen Veranstalter?
Auf dem Podium in der ALEX-Halle werden mit dabei sein:
- Prof. Dr. Beatrix Borchard, Musikhistorikerin
- MA Bettina Brand, Geschäftsführerin der Dwight-und-Ursula-Mamlok-Stiftung
- Prof. Violeta Dinescu, Komponistin
- Susanne Stelzenbach, Komponistin, Leiterin des Festivals „Pyramidale“
Moderation: Dr. Adelheid Krause-Pichler
Musik: Ehrengard von Gemmingen, Violoncello
Aufgrund der Einschränkungen, die mit der Corona-Pandemie notwendig geworden sind, findet der 6. Jour fixe „Musik und Stadt“ ohne Publikum in Saal statt. Bitte verfolgen Sie daher den Jour fixe im Livestream. Ein Link zum Livestream wird am Veranstaltungstag hier freigeschaltet.
Fragen aus dem Publikum: Bitte senden Sie Ihre Fragen an die Podiumsteilnehmerinnen und Podiumsteilnehmer bis zum 18. Juni 2020 an . Aus logistischen Gründen ist das direkte Zuschalten von Fragenden leider nicht möglich.
Junges Musiklabor Berlin: Digitaler Sommerferien-Workshop für Jugendliche
Die Sommerferien rücken immer näher – aber für viele musizierende Jugendliche in Berlin werden die so heiß ersehnten Tage dieses Jahr anders ausfallen als erwartet. Geplanter Urlaub fällt aus, Hygienemaßnahmen und Abstandsregelungen erschweren weiterhin das Zusammenkommen.
Das Landesjugendensemble Neue Musik Berlin bringt daher sein Workshop-Format, das Junge Musiklabor Berlin, in Kooperation mit dem Kollektiv stargaze und Digital Stage, dem neuen Programm zum gemeinsamen Digitalen Musizieren, zu den Jugendlichen nach Hause: Am 28. und 29. Juni 2020 heißt es jeweils zwischen 10 und 17 Uhr via Bildschirm in den eigenen vier Wänden: „Minimal now!“
Das Digitale wird zur echten Chance: Die Ortsungebundenheit ermöglicht den 14-bis-19-Jährigen eine virtuelle, kerosinfreie Reise nach Amerika im Live-Zusammentreffen mit Komponistin Julia Wolfe, amerikanischer Vertreterin des Post-Minimalismus, in New York, gemeinsam mit dem Dirigenten André de Ridder in Berlin.
Die abwechslungsreiche Reise in die Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft der Minimal Music werden die Teilnehmenden gemeinsam mit den stargaze-Musikern Aart Strotman und Ramon Lormans begehen und via Digital Stage verschiedene Werke von Terry Riley bis Brian Eno gemeinsam entdecken – völlig ohne Ansteckungsgefahr.
Anmeldeschluss ist der 21.6.2020. Zur Anmeldung …
Alle Informationen finden Sie unter
https://www.landesmusikrat-berlin.de/projekte/landesjugendensemble-neue-musik-berlin/musiklabor/
Fotowettbewerb 2020: Auf Motivjagd zur Ferienzeit
„Musik verbindet – Zusammenhalt stärken!“ lautet das Leitwort des Fotowettbewerbs, den der Tagesspiegel, das Rundfunk-Sinfonieorchester Berlin (RSB) und der Landesmusikrat Berlin e. V. gemeinsam ausgerufen haben. Dutzende Bilder sind bereits eingegangen. Und der Wettbewerb ist noch nicht zu Ende! Nutzen Sie die bevorstehende Ferienzeit, um sich auf Motivjagd zu machen. Wo zeigt sich im sommerlichen Berlin die verbindende Kraft der Musik? Schicken Sie uns Ihre Bilder bis zum 31. Oktober an die Adresse Jedes Bild wird auf unserer Website präsentiert. Wir freuen uns über jeden Beitrag! Hier geht es zu den Teilnahmebedingungen.
Instrument des Jahres 2020: Die Geige – Veranstaltungen im Internet gebündelt
Politik, Verwaltung und Veranstalter loten derzeit intensiv die Möglichkeiten aus, bald wieder ein öffentliches Konzertleben zu ermöglichen. Trotzdem ist die Situation für die zweite Jahreshälfte noch wenig absehbar. Viele Ensembles und Institutionen haben Veranstaltungspläne vorgelegt; die Durchführung ist aber davon abhängig, wie sich die CoVID-19-Pandemie weiterentwickelt.
Im Rahmen des Projekts Instrument des Jahreshat der Landesmusikrat Berlin bisher für jede Jahreshälfte eine Broschüre mit Veranstaltungen vorgelegt. Damit wir unter den geschilderten Bedingungen flexibel reagieren können, haben wir uns entschieden, auf den Druck der zweiten Broschüre zu verzichten und die uns gemeldeten Veranstaltungen ausschließlich in unserem Online-Kalender anzukündigen. So können wir jeweils aktuelle Änderungen schnell übernehmen.
Der Tag der Geige wird nicht wie geplant im September stattfinden können. Trotzdem wird das Instrument des Jahres 2020 im Herbst in Berlin auf besondere Weise präsent sein, der Landesmusikrat wird auf seiner Website und im lmr-info zeitnah darüber informieren.
Berichte
5. Jour fixe „Musik und Stadt“: Räume für Kultur II bei ALEX Berlin
Am Dienstag, dem 19. Mai, versammelten sich auf dem Podium der ALEX-Halle in Friedrichshain Kultursenator Dr. Klaus Lederer, Daniel Buchholz (MdA, SPD), Stefanie Remlinger (MdA, Bündnis 90/Die Grünen) und Olaf Zimmermann, Geschäftsführer des Deutschen Kulturrats. Absagen musste Philipp Bouteiller, Geschäftsführer der Tegel Projekt GmbH. Die Moderation hatte Hella Dunger-Löper, Präsidentin des Landesmusikrats Berlin. Im Anschluss an die Spannende Diskussion wurden auch Fragen behandelt, die Interessentinnen und Interessenten vorab per E-Mail eingesandt hatten. Eine Video-Aufzeichnung der Sendung, die ohne Publikum stattfand und live ins Internet gestreamt wurde, ist auf der Website des Landesmusikrats zu sehen.
Denkraum Berlin: Podiumsdiskussion in der Urania zum Neustart der Berliner Kultur
In Zusammenarbeit mit der Urania Berlin nimmt inforadio den dort etablierten „Denkraum Berlin“ wieder auf. In der Podiumsdiskussion zum Thema „Wenn die Kultur nach Corona wieder hochfährt …“ diskutierten die Gäste, wie sich Kultureinrichtungen und Kulturakteure in der neuen Situation aufstellen können. Welche inhaltlichen Angebote werden jetzt gebraucht? Welche Erfahrungen mit dem Publikum (und der veränderten Kommunikation) wurden gemacht? Was bedeutet es, wenn der bisher boomende Tourismus, der auch ein Kulturtourismus ist, nicht mehr so gut vorhersehbar ist? Welche alten und neuen strukturelle Fragen haben sich dringlich ergeben, auf die man zusammen mit den politischen Entscheiderinnen und Entscheidern Antworten finden muss?
Mit dabei waren Christian Bräuer, Vorsitzender AG Kino – Gilde deutscher Filmkunsttheater, Hella Dunger-Löper, Präsidentin des Landesmusikrates Berlin, Matthias Mohr, Künstlerischer Leiter des radialsystems, Sebastian Nordmann, Intendant des Konzerthauses Berlin, Anke Politz, künstlerische Leiterin des Chamäleon Theater, Oliver Reese, Intendant des Berliner Ensembles, und Ulrich Weigand, Direktor der Urania Berlin. Die Moderation hatte Harald Asel. Eine Aufzeichnung der Sendung vom 14. Juni findet sich hier.
Mitglieder-News
Deutscher Komponistenverband: Vorgestellt – Komponistinnen im DKV
Filmkomponistinnen und Filmkomponisten der Deutschen Filmkomponistenunion (DEFKOM (DKV)) haben sich zusammengeschlossen, um sich mit konkreten Maßnahmen für mehr Chancengleichheit in der Filmbranche und in der Musikkultur einzusetzen sowie um den weiblichen Nachwuchs zu stärken.
Den Auftakt bildete ein Aufruf zur Sichtbarkeit. Mit 66 Komponistinnen sind bereits 42 Prozent der weiblichen Mitglieder des DKV in den letzten zwei Ausgaben der Verbandszeitschrift com.POSITION vorgestellt worden. Mit Namen, Homepage und Ihren drei wichtigsten Arbeiten, Aufführungen oder Sendungen sind diese Portraits nun online abrufbar (Ausgabe 2/2019,Ausgabe 1/2020). Nachfolgend ist die Herausgabe einer Broschüre geplant. Sichtbarkeit ist ein wesentlicher Schlüssel, damit die Präsenz von Frauen im Musikbetrieb zur Selbstverständlichkeit wird.
IAML-D: Beethoven-Ausstellung „Diesen Kuß der ganzen Welt“ öffnet am 24. Juni
Die Staatsbibliothek zu Berlin darf einen großen Beethoven-Schatz ihr Eigen nennen. In der Musikabteilung befindet sich die weltweit bedeutendste Sammlung an Musikautographen sowie eigenhändigen biographischen Quellen Ludwig van Beethovens. Anlässlich des 250. Geburtstags des Komponisten öffnet die Staatsbibliothek ihre Tresore und zeigt im Rahmen der Ausstellung „Diesen Kuß der ganzen Welt!“ Spitzen-Autographe wie die eigenhändig beschriebenen Notenblätter zur 9. Sinfonie. Ließen sich diese kostbaren Exponate wegen der CoVID-19-Einschränkungen bisher nur im Internet bewundern, so ist die Ausstellung vom 25. Juni bis zum 20. Juli der Öffentlichkeit zugänglich. Es gelten die Abstands- und Hygieneregeln, ein Termin kann ab dem 18. Juni hier online gebucht werden.
Landesmusikakademie Berlin: Neuer Online-Service „Musik-Fundgrube“
In unserer neuen „Musik-Fundgrube“ für Corona-Zeiten finden sich kleine Musikspiele, Tipps und Ideen, wie man mit Kindern sinnvoll und unterhaltsam auf musikalische Weise Zeit verbringen kann. Dazu gibt es Texte, Noten mit Gitarren-Akkorden, Audio-Dateien und Videos.
Für Eltern, die jetzt vermehrt Zeit mit ihren Kindern zu Hause verbringen, ebenso wie für Erzieherinnen und Erzieher in der Kita-(Not-)Betreuung gibt es so manche kleinen Schätze: Vergessene Sprüche und Lieder aus der eigenen Kindheit wiederentdecken, neue, auch internationale Spielideen kennenlernen und sich einfach inspirieren lassen, zusammen mit dem Kind kreativ zu werden.
Während der Kontaktbeschränkung stellen wir ein- bis zweimal die Woche neue Spielideen ein. Und: Es gibt auch ein paar kleine Video-Leckerbissen für Erwachsene von unserem beliebten Dozenten Uli Moritz. Reinschauen lohnt sich!
Musikgymnasium Carl Philipp Emanuel Bach: Digitale Konzertreihe
Wöchentlich sendet das Musikgymnasium Carl Philipp Emanuel Bach ein Konzert mit Schülerinnen und Schülern der Schule aus ihrem Dussmann-Konzertsaal. Immer donnerstags ab 20 Uhr präsentieren sich bis zu den Sommerferien in zehn Folgen Solistinnen und Solisten oder Ensembles mit selbst ausgewählten Programmen. Auf der Homepage des Bach-Gymnasiums finden Sie das aktuelle Konzert und auch das Archiv aller bislang gesendeten.
Universität der Künste: Julius-Stern-Institut ruft Wettbewerb „Young Ludwig“ aus
An junge Musikerinnen und Musiker, die nach dem 31. 12. 2003 geboren wurden, richtet sich der Aufruf des Julius-Stern-Instituts zum Wettbewerb „Young Ludwig“. Er wird am 29. und 30. August 2020 in der Universität der Künste ausgetragen werden. Die Anmeldung ist bis zum 30. Juni 2020 möglich. Weitere Informationen auf Deutsch und Englisch sowie auf der Website des Wettbewerbs.
Universität der Künste: Julius-Stern-Institut feiert 200. Geburtstag des Namensgebers
Vor zweihundert Jahren wurde Julius Stern geboren, Gründer der Stern’schen Konservatoriums und Namenspatron des Julius-Stern-Instituts der Universität der Künste. Mit dem Artikel „Berliner Musikgeschichte, gegenwärtig“ in der nmz würdigt ihn Dietmar Schenk, Leiter des Archivs der Universität der Künste. Im Newsletter des Julius-Stern-Instituts weist dessen Leiterin Prof. Anita Rennert außer auf diesen Artikel auch auf den Videokanal JSI@home hin, auf dem Studierende des Instituts selbstproduzierte Konzertvideos präsentieren – wichtige Beiträge zur Präsenz des Instituts in einer Zeit, in der Konzerte, Wettbewerbe und andere öffentliche Aktivitäten ausfallen müssen.
Verein zur Förderung der Zupfmusik: Ausflug nach Lychen auf 2021 verschoben
Für den 22. August war ein Ausflug in die Flößerstadt Lychen (Uckermark) geplant, wo ein „Zupfer-Zentrum“ zur Nachwuchsförderung entsteht. Vorgesehen waren u. a. eine Floßfahrt mit Musik, gemeinsames Proben und ein Konzert in der Kirche St. Johannes. Dieser Plan wird nun aufgrund der Corona-Beschränkungen um ein Jahr verschoben auf Samstag, den 28. August 2021.
Musikbuch-Empfehlung
Lars-Christian Koch: Musikethnologie
Berlin hat eine lange Tradition in der Musikethnologie – schon seit 1900 wurde das Fachgebiet hier von Forschern wie Carl Stumpf und Erich Moritz von Hornbostel geprägt. Die Sammlungen des Ethnologischen Museums einschließlich des Phonogrammarchivs sind weltbekannt. Ein weiterer Anlass, sich mit diesem Fach zu beschäftigen, ist das neue Buch von Prof. Dr. Lars-Christian Koch, dem Direktor des Ethnologischen und des Asiatischen Museums, Direktor für die Sammlungen der Stiftung Preußischer Kulturbesitz im Humboldt Forum und Honorarprofessor an der UdK Berlin. Seine Einführung in die Musikethnologie ist komprimiert, gut strukturiert und bietet vielseitige Einblicke: von der Fachgeschichte über die Instrumentenkunde bis hin zu ausgewählten Fallbeispielen aus der Praxis. Man erfährt z. B. Wissenswertes über den Kolonialismus, über obsolet gewordene Begriffe oder über die völlig neuen Lebensperspektiven für Jazzgitarristen durch die elektrische Verstärkung ihrer Instrumente.
Lars-Christian Koch: Musikethnologie. Darmstadt: Wissenschaftliche Buchgemeinschaft, 2019. 144 S., 30 sw Abb., zweifarbig, mit Bibliografie u. Register, kartoniert, € 20 (€ 16 für WBG-Mitglieder)
Dieses Buch auf der Verlags-Website
Eine Empfehlung von Susanne Hein, Leiterin der Musikbibliothek der Zentral- und Landesbibliothek Berlin