LMR-News
Berlin: Hilfen für Kulturbetriebe und Medienunternehmen werden fortgesetzt
Kulturbetriebe und Medienunternehmen sind von der aktuellen Corona-Pandemie besonders hart betroffen. Die neu beschlossenen Einschränkungen werden die Lage für die Unternehmen noch verschärfen. Um möglichst schnell Hilfen bereitstellen zu können, soll daher das Soforthilfeprogramm IV in Version 3.0 in unveränderter Form fortgeführt werden. Es wird den Förderzeitraum von Dezember 2020 bis Februar 2021 umfassen. Die Soforthilfe IV 3.0 richtet sich an Kultureinrichtungen oder -betriebe ab zwei Beschäftigten, die auf professioneller Basis arbeiten und landesweite Ausstrahlung haben. Der jährliche Umsatz darf 10 Millionen Euro nicht überschreiten.
Antragsberechtigt sind unter anderem private Museen, Theater, Musikensembles, Musiktheater, Clubs/Musikspielstätten mit einem Schwerpunkt auf einem Livemusikprogramm und/oder einem kuratierten Programm, Festivals sowie Hörfunk- und Fernsehveranstalter.
Erste Auszahlungen sollen noch im Dezember 2020 erfolgen. Für eine möglichst zügige Bearbeitung sind antragsberechtigte Unternehmen daher gebeten, schnellstmöglich über die IBB einen Antrag zu stellen. Auch ist es wichtig, sofort nach Aufforderung die erforderlichen Dokumente einzureichen.
Die Entscheidungen erfolgen auf Basis der Relevanz der Unternehmen für das Kulturleben in der Stadt und den Medienstandort Berlin sowie hinsichtlich betriebswirtschaftlicher Betrachtung unter Einbindung externer Wirtschaftsprüfer.
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Zur Sonderseite der Senatsverwaltung für Kultur und Europa
Neue Corona-Einschränkungen: Amateurchöre dürfen im November nicht proben
Am 29. Oktober hat der Berliner Senat beschlossen, dass Chöre aus Musikliebhaberinnen und Musikliebhabern einstweilen nicht mehr proben oder auftreten dürfen. Chören aus Berufssängerinnen und -sängern ist die Probenarbeit unter Auflagen weiterhin gestattet. Laut Auskunft der Senatsverwaltung für Kultur und Europa dürfen auch Instrumentalensembles ihre Arbeit fortsetzen, wenn sie die Abstandsregeln einhalten und ein Hygienekonzept vorlegen können.
Berliner Konferenz „Chorsingen in Zeiten von Corona“ im November
Die Einschränkungen, die zur Eindämmung der CoVID-19-Pandemie verhängt wurden, stellen die Arbeit von professionellen und nicht-professionellen Chören vor große Probleme. Der Landesmusikrat Berlin, der Chorverband Berlin, der Chorverband der Evangelischen Kirche in Deutschland und die Deutsche Orchestervereinigung veranstalten deshalb im November die Online-Konferenz „Chorsingen in Zeiten von Corona“. Im Mittelpunkt steht die Frage, wie der Berliner Chorgesang trotz der sich ständig verändernden Einschränkungen weiter aufrecht erhalten werden kann. Gleichzeitig erteilen Expertinnen und Experten Auskunft über medizinische Hintergründe und Verwaltungsabläufe.
Die Konferenz findet in vier Abschnitten statt:
- Wie entstehen Infektionsschutzverordnungen? Wie werden sie abgestimmt?
Montag, 16.11., 10–12 Uhr - Wie funktioniert das bisherige Hygienekonzept in der Praxis?
Dienstag, 17.11., 12–14 Uhr - Probenmöglichkeiten von Jugend- und Kinderchören
Montag, 30.11., 10–12 Uhr - Lüftungskonzepte und Luftreiniger
Montag, 30.11., 12–14 Uhr
Interessierte können sich hier anmelden und erhalten dann einen elektronischen Zugangslink.
Nachtrag, 01.12.2020: Die vier Teile der Konferenz stehen als Zoom-Videos hier zur Verfügung.
Pläne und Realitäten: Der Landesmusikrat Berlin im November 2020
Seit dem 2. November gelten in Berlin neue Regeln zur Eindämmung der CoVID-19-Pandemie. Sie haben Folgen auch für die Projekte des Landesmusikrats.
Fotowettbewerb „Musik verbindet – verbunden mit Musik“: Bis zum 31. Oktober konnten Bilder eingereicht werden. Im November wird die Wettbewerbsjury in einer Internet-Konferenz zusammentreten und die eingereichten Fotos bewerten. Außerdem wird die Generalversammlung der Mitglieder des Landesmusikrats, als Online-Veranstaltung für den 16. November anberaumt, den Preis der Mitglieder vergeben. Die Präsentation der Ergebnisse wird ebenfalls online stattfinden. Genauere Informationen hierzu folgen demnächst auf der Seite des Fotowettbewerbs 2020.
Jugend musiziert Berlin:Der Anmeldeschluss für den 58. Wettbewerb ist nach wie vor der 15. November, 18 Uhr. Für die 2020 ausgefallenen Wettbewerbsstufen kommen Angebote an die Teilnehmerinnen und Teilnehmer der Berliner Regionalwettbewerbe hinzu; siehe dazu besonders den folgenden Artikel (Link) sowie den Bericht in diesem LMR-Info (Link).
Förderung junger Ensembleleiterinnen und Ensembleleiter: Das Dozententeam wird die Teilnehmerinnen und Teilnehmer zu den geplanten Terminen online unterrichten und die Inhalte im dadurch vorgegebenen Rahmen so weit wie möglich vermitteln. Änderungen werden gegebenenfalls auf der Website des Projekts bekanntgegeben; Teilnehmerinnen und Teilnehmer werden außerdem persönlich benachrichtigt.
Berliner JugendJazzOrchester: Die für den 1. November und den 6. Dezember geplanten Auftritte des BJJO mussten leider ebenso abgesagt werden wie die für Ende Oktober anberaumte physische Arbeitsphase in der Landesmusikakademie. Digitaler Ersatz konnte hier dank der Flexibilität des Dozententeams durch Online-Workshops geschaffen werden. Die Planungen für das kommende Jahr laufen in der Hoffnung auf günstigere Umstände.
Berliner Jazztreff: Der Jazztreff sollte am 22. November im Oyoun stattfinden; das ist durch die aktuelle Corona-Verordnung nicht mehr möglich. Es wird zurzeit ausgelotet, inwieweit ein Online-Format Ersatz schaffen und/oder der Jazztreff in den Dezember verschoben werden kann. Auf der Website des Jazztreffs wird rechtzeitig über die Ergebnisse der Planung informiert, die Projektleitung hält direkten E-Mail-Kontakt zu angemeldeten Teilnehmerinnen und Teilnehmern.
Instrument des Jahres: Sämtliche für den November geplante Aktionen des Projekts sind mit der aktuellen Corona-Verordnung leider hinfällig, ebenso die im Projektkalender angeführten Konzerte. Nach wie vor ist geplant, das Konzert der Violinklasse Nora Chastain (UdK Berlin) am 4. Dezember in der Mendelssohn-Remise stattfinden zu lassen und es auf den Seiten von UdK, Mendelssohn-Remise und Landesmusikrat live zu streamen. Das ist allerdings – wie jegliche Konzertplanung ab Dezember 2020 – auch von der Pandemie-Entwicklung und möglichen weiteren Schutzmaßnahmen abhängig.
Landesjugendensemble Neue Musik Berlin: Das Winterprogramm des Landesjugendensembles Neue Musik Berlin startet am 16. Januar mit einer Vorprobe in der Alten Wache. Über die Durchführung des für den 15. November geplanten Probespiels werden die angemeldeten Teilnehmerinnen und Teilnehmer vom Projektteam rechtzeitig informiert. (Siehe auch den kurzen Artikel in diesem LMR-Info (Link)).
Raumkoordination für Chöre und Ensembles: Durch die seit kurzem geltenden Einschränkungen ist die gegenwärtige Arbeit des Raumkoordinationsteams eingeschränkt. Es arbeitet vermehrt darauf hin, weitere Räume für zukünftige musikalische Arbeit zu erschließen und die interaktive Landkarte mit Proberäumen auszubauen. Auf seiner Website wird es über die weitere Entwicklung informieren.
Jugend musiziert: Workshop und Wettbewerb Filmmusik / Kooperation mit Miele Primus / Sonderpreis Carl-Bechstein-Stiftung
Digitaler Workshop Filmmusik-Komposition
Erstmalig wird im 58. Wettbewerbsjahr von Jugend musiziert Berlin innerhalb der Kategorie „Komposition“ die Kategorie „Filmmusik“ ausgeschrieben. Jugendliche können ab dem 15.11.2020 auf Anfrage Filmausschnitte erhalten, Filmmusik komponieren und bis zum 15. Januar 2021 einreichen.
Als letzte Ersatzmaßnahme für den ausgefallenen Landeswettbewerb 2020 und gleichzeitig in Vorbereitung auf die neue Kategorie findet im Laufe des Monats November ein digitaler Workshop zum Thema Filmmusik-Komposition statt, für den mit freundlicher Unterstützung der Filmuniversität Babelsberg KONRAD WOLFF der Absolvent Leonard Petersen als Dozent gewonnen werden konnte. An vier Terminen werden Grundlagen der Filmmusik-Komposition vorgestellt und eigene Projekte der Teilnehmerinnen und Teilnehmer besprochen.
Anmelden kann man sich für den Workshop bis zum 5.11.2020 mit einer E-Mail an . Die Teilnahmezahl ist begrenzt.
Miele Primus Sonderpreis: Digitales Preisträgerkonzert im Januar 2021
Traditionell findet seit zwanzig Jahren das Miele-Primus-Preisträgerkonzert als Neujahrsempfang am Wittenbergplatz statt, der von den Berliner Bundespreisträgerinnen und -preisträgern musikalisch gestaltet und bei dem der Miele Primus Sonderpreis für herausragende musikalische Leistungen verliehen wird. Aufgrund der Pandemie-Situation fällt der Empfang zwangsläufig im kommenden Jahr aus. Gemeinsam mit Miele Primus wurde dennoch ein Möglichkeit gefunden, die Kooperation auch im kommende Jahr nicht stagnieren zu lassen: Fünf Beiträge von insgesamt dreizehn herausragenden Preisträgerinnen und Preisträgern aus allen drei Berliner Regionalwettbewerben werden in den Räumlichkeiten von Miele Primus am Wittenbergplatz professionell in Bild und Ton aufgenommen. Die Aufnahmen werden dann als Digitales Preisträgerkonzert in Form einer exklusiven Website an die gesamte Kundschaft von Miele Primus ausgesendet – eine tolle Plattform für die musizierende Jugend in Berlin!
Den Sonderpreis erhielten in diesem Jahr Dennis Zozulja (Klavier solo), Julia Lilith Grünbaum (Harfe solo), Kei Kashiwabara, Antonia Mütze und Clara Schmidek (Streichinstrumente gemischt), Noa Lea Weckner, Leonie und Pauline Schulz und Moritz Vitt (Streichinstrumente gemischt) sowie Jakob Schweigert, Eva Klamroth, Anton Franz und Charlotte Schröder (Holzbläser gleiche Instrumente). Herzlichen Glückwunsch!
Sonderpreis der Carl-Bechstein-Stiftung
Traditionell verleiht die Carl-Bechstein-Stiftung zwei Sonderpreise in Höhe von 500 Euro in der Kategorie Klavier solo in der Altersgruppe II im Rahmen des Landeswettbewerbs Jugend musiziert Berlin.
Da dieser in diesem Jahr ausfallen musste, teilte die Carl-Bechstein-Stiftung die zwei Preise auf vier herausragende Preisträgerinnen und Preisträger aus den Regionalwettbewerben auf. Die Preise gingen an Andrian Boelcke und Du Wang, Michael Kabanovsky und Iounia Tomke Bossack. Wir bedanken uns bei der Carl-Bechstein-Stiftung für die Stiftung des Sonderpreises auch unter diesen Umständen und gratulieren den jungen Musikerinnen und Musikern herzlich!
Zur Carl-Bechstein-Stiftung
Landesjugendensemble Neue Musik Berlin: Winter-Arbeitsphase 2021
Zur kommenden Winterarbeitsphase des Landesjugendensemble Neue Musik Berlin können sich musizierende Jugendliche zwischen 14 und 24 Jahren noch bis zum 8.11.2020 auf der Website des Landesmusikrats Berlin anmelden.
An mehreren Wochenenden im Januar erarbeiten sich die Jugendlichen unter der Leitung von Christoph Breidler und mit Unterstützung von fünf Dozentinnen und Dozenten Werke von ausschließlich lebenden Komponistinnen und Komponisten.
Ein Abschlusskonzert ist im Werner-Otto-Saal des Konzerthaus Berlin geplant. Sollte die Durchführung der Projektwochenenden oder des Konzerts wegen der laufenden Änderungen im Pandemie-Geschehen nicht vor Ort geschehen können, wird es für beides eine alternative Durchführung geben.
Berichte
Jugend musiziert: Coachings mit Orchestermusikerinnen und -musikern für Teilnehmerinnen und Teilnehmer 2020
Nach einer Umfrage unter allen Preisträgerinnen und Preisträgern der Regionalwettbewerbe von Jugend musiziert Berlin, die sich für die nächste Wettbewerbsstufe qualifiziert hatten, wurden verschiedene Wünsche der Jugendlichen verwirklicht und als Ersatz für den ausgefallenen Landeswettbewerb angeboten. Ein digitaler Workshop zum Thema „Home-Recording“ und ein Online-Abschluss der Wettbewerbs-Saison zum Datum des eigentlich stattfindenden Bundespreisträgerkonzerts auf der Website des Landesmusikrats Berlin mit etwa 15 vorab eingesendeten Video-Beiträgen der Jugendlichen machten den Anfang.
Im Anschluss daran fanden im September und Oktober für die Instrumentengruppen Klavier, Klarinette, Fagott, Posaune/Trompete, Horn, Violine, Viola und Violoncello Coachings mit Orchestermusikerinnen und -musikern der Staatskapelle Berlin und des Deutschen Symphonie-Orchesters Berlin statt. Die Anfrage wurde vorab durch die Deutsche Orchester-Vereinigung an die Musikerinnen und Musiker vermittelt.
Die Themen und Durchführungsweisen der Coachings waren vielfältig und auf die Bedürfnisse der Jugendlichen abgestimmt, die vorher nach ihren Fragen und Präferenzen gefragt wurden.
Drei der Coachings fanden digital via ZOOM statt: Prof. Markus Groh von der Universität der Künste besprach an gleich zwei Terminen mit jungen Pianistinnen und Pianisten Themen wie Übetechniken, historische Aufführungspraxis, Konzertleben in der Zukunft und Selbstdarstellung in der digitalen Welt. Der Klarinettist Bernhard Nusser beantwortete den Jugendlichen Fragen zum Leben als Orchestermusiker und gab Hinweise und Tipps zum Spielen. Fagottist Frank Heintze besprach im Online-Coachingtermin Fragen zu den Voraussetzungen einer Profi-Musikkarriere, reflektierte Übetechniken und gab Tipps zur Auswahl der Instrumente.
Die Coachings für die weiteren vier Instrumentengruppen konnten aufgrund der Anmeldezahl mit Prof. Lothar Strauß (Violine), Isa von Wedemeyer (Cello), Ozan Cakar (Horn) und Rainer Vogt (Posaune) sogar in Präsenz mit den notwendigen Hygienemaßnahmen stattfinden.
Die Resonanz der Teilnehmerinnen und Teilnehmer auf dieses Angebot war durchweg positiv. Wir bedanken uns an dieser Stelle noch einmal bei allen Musikerinnen und Musikern herzlich für ihr Engagement und bei der Deutschen Orchester-Vereinigung für die Vermittlung!
Zitate aus dem Kreis von Dozentinnen und Dozenten:
„Ob Wettbewerb oder nicht … Hauptsache, die Jugend musiziert!“
Prof. Lothar Strauß, 1. Konzertmeister der Staatskapelle Berlin
„Ich finde es sehr wichtig, Jugendliche zu motivieren, sie auf ihrem Weg zu unterstützen, dass sie dranbleiben, nicht gleich bei Schwierigkeiten aufgeben, Geduld lernen, sich Ziele setzen. Das sind Lernerfolge, die für ihr ganzes Leben von großer Bedeutung sind. Jedes Kind sollte ein Instrument spielen und erfahren dürfen, wie bereichernd das aktive Musizieren ist. ‚Jugend musiziert‘ ist eine ideale Gelegenheit, Kinder und Jugendliche in ihrer (musikalischen) Entwicklung herauszufordern und zu fördern.“
Isa von Wedemeyer, 1. Vorspielerin der Cello-Gruppe der Staatskapelle Berlin
„Gute Musik braucht gute Musiker. Diese bekommen wir nur, wenn junge Talente von erfahrenen Profis die beste Ausbildung erhalten.“
Frank Heintze, Fagottist und Solo-Kontrafagottist der Staatskapelle Berlin
„Mich fasziniert immer wieder die Begeisterungsfähigkeit für ihr Instrument und die Spielfreude, die die jungen Instrumentalisten an den Tag legen. Dieses ‚Brennen‘ für das eigene Instrument oder die Musik im Allgemeinen gilt es für uns Lehrer oder erfahrene Orchestermusiker am Leben oder besser am Lodern zu erhalten. Schließlich sind sie die Orchestermusiker von morgen und stehen für die Zukunft der Musik.“
Bernhard Nusser, Klarinettist im Deutschen Symphonie-Orchester Berlin
„Überall, wo Interesse besteht, muss es gefördert werden.“
Ozan Cakar, stellvertretender Solo-Hornist im Deutschen Symphonie-Orchester Berlin
Junges Musiklabor Berlin: „ludwig van – wie klingt dein Beethoven?“ oder: „Das ist nicht Beethoven, das ist Kagel!“
Das Junge Musiklabor Berlin ging in die zweite Runde in diesem besonderen Jahr – analog! Am 3. und 4. Oktober 2020 trafen sich sieben Jugendliche zwischen 13 und 17 Jahren in der Landesmusikakademie Berlin, um sich gemeinsam mit ihrem Dozenten, dem Pianisten und Komponisten Hermann Kretzschmar (Ensemble Modern), einem Werk aus dem Jahr 1969 zu widmen: „Ludwig van. Eine Hommage à Beethoven“ für beliebige Besetzung von Mauricio Kagel.
Die Partitur für dieses Werk besteht aus Fotos von Einrichtungsgegenständen, die vom Komponisten mit Noten von Ludwig van Beethoven tapeziert wurden. Diese Fotos sollen von den Spielerinnen und Spielern entsprechend orchestriert und aufgeführt werden; die Regeln bestimmen sie selbst. Auf diese Art und Weise bewegt man sich als Interpretin oder Interpret in die Welt des Komponisten: Man sieht das (verzerrte) Notenbild, es gibt Ideen, man beginnt zu kommunizieren, auszuprobieren, einen Takt, eine Zeile oder eine ganze Seite umzusetzen. Diese Grundlage war für das Workshop-Format des Landesjugendensemble Neue Musik Berlin, das Junge Musiklabor, wie gemacht: Das offene Material lud zum Experimentieren und Zuhören ein, die eigene Welt als performer musste verlassen und um die Selbstwahrnehmung als composer erweitert werden. Wie strukturiere ich musikalisches Material? Wie kommuniziere ich meine Idee den anderen? Wie funktioniere ich in einer Gruppe von sieben Leuten? „Es ist ein Spiel, das in Gang kommt“, erklärte Hermann Kretzschmar den Jugendlichen: „Gerade die Töne, die nicht passen, sind die Töne, die passen.“
Das Einlassen auf die synästhetische Erfahrung, auf das Übertragen des Visuellen, des Bildes auf das eigene Spiel und den Klang des eigenen Instruments, war eine Herausforderung und Bereicherung für alle Teilnehmenden. Die Offenheit in der Umsetzung und das gemeinsame Spielen mit dem Material löste in der Gruppe wertvolle Diskussionen über Klangästhetik, Hörerwartung und musikalischen Zusammenhang aus. Die eigene musikalische Komfortzone verlassen, sich auf Neues einlassen: Das ist das Ziel des Workshop-Formats. An diesen zwei Tagen hat das funktioniert: Zwei der Teilnehmenden spielten sogar für sie komplett neue Instrumente! Zum Ende gab es mit voller Konzentration aller Beteiligten zwei Durchläufe des erarbeiteten Materials.
Raumkoordination: Start des „Campus Ostkreuz“ und Launch der Raumdatenbank
In Kooperation mit der Pandion Niederlassung Berlin und der Initiative Transiträume hat der neue „Campus Ostkreuz“ am 15. Oktober 2020 seinen Betrieb aufgenommen. Die riesige Halle des ehemaligen Autohauses bietet genug Platz, so dass Berliner Amateurmusikensembles hier optimal unter Einhaltung der geltenden Abstands- und Hygieneschutzrichtlinien proben können. Der Choriosi-Chor gehört zu den ersten Ensembles, die über den Winter im Campus Ostkreuz proben werden, seine Mitglieder sagen: „Wir haben nun erstmal wieder einen Ort, der groß genug ist, um zu proben (mit Maske und Abstand natürlich)! Außerdem trocken und mit Licht! Was will man mehr!“
Bis zum 30. November ist nun eine neue Verordnung des Senats in Kraft, die Zusammenkünfte stark einschränkt. Damit sind Proben und Konzerte nicht-professioneller Chöre einstweilen nicht mehr möglich.
Mit Blick auf künftige Probe- und Konzertmöglichkeiten widmet sich das Team deswegen verstärkt dem Ausbau der Datenbank für Probe- und Aufführungsräume in Berlin, die seit dem 12. Oktober 2020 online ist. Hier können unkompliziert all die Räume gefunden werden, die seit dem gemeinsamen Aufruf von Landesmusikrat Berlin und Chorverband Berlin gemeldet wurden. Die Datenbank wird kontinuierlich aktualisiert.
Die Datenbank kann hier eingesehen werden:
https://www.landesmusikrat-berlin.de/service/raumkoordination/
Landesjugendorchester: Erfolgreiche Arbeitsphase, gelungene Konzerte
Mit zwei erfolgreichen Konzerten ging am 25. und 26. Oktober die Herbst-Arbeitsphase des Landesjugendorchesters zu Ende. Die Proben fanden vom 18. bis zum 24. November in der Landesmusikakademie im FEZ statt.
Im Konzerthaus durften unter den Einschränkungen des Infektionsschutzes im Zuschauerraum und auf der Bühne nur eine beschränkte Anzahl Musikerinnen und Musiker, Hörerinnen und Hörer Platz nehmen. So entwickelte das Team des Landesjugendorchesters ein Programm mit wechselnden kleineren Besetzungen. Sechzig Jugendliche nahmen am Projekt teil, auf der Bühne waren pro Abend nie mehr als die erlaubten 42. So blieb auf dem Podium immer genug Platz, und trotzdem konnte das Publikum die ganze Klangpalette des Orchesters genießen. Insgesamt nahmen an den zwei Abenden etwa 800 Musikliebhaberinnen und Musikliebhaber diese Gelegenheit wahr.
Das Programm reichte von der Bläserfanfare zu Paul Dukas‘ La Péri bis über Werke von C. P. E. Bach, Mendelssohn, Wagner, Dvořák und Rota bis hin zu Benjamin Brittens Russian Funeral. Auch bei der musikalischen Leitung herrschte Vielfalt: Sie lag diesmal in den Händen der Dozentin Marion Leleu und der Dozenten Rainer Fournes, Jochen Hoffmann und Rainer Vogt. Im ersten Satz von Beethovens Klavierkonzert Nr. 3 glänzte der junge Solist Simon Haje.
Über das Gelingen dieser Arbeitsphase waren die jungen Musikerinnen und Musiker und ihre Familien ebenso dankbar wie das Dozententeam und die Projektleitung. So trennte man sich am Montagabend in der Hoffnung, dass die nächste Arbeitsphase zu Ostern 2021 wieder unter entspannteren Bedingungen stattfinden kann.
„Nachhaltige Investition“: Studie zur Begabungsförderung im Landesjugendorchester präsentiert
Seit mehr als 30 Jahren gibt es das Berliner Landesjugendorchester. In jährlich zwei Probenphasen bilden Berliner Jugendliche einen leistungsstarken Klangkörper, machen erste Orchestererfahrungen, schließen Freundschaften und lernen gemeinsam von ausgezeichneten Dozentinnen und Dozenten, Dirigentinnen und Dirigenten.
Gemeinsam mit Prof. Heiner Gembris vom renommierten Institut für Begabungsforschung in der Musik an der Universität Paderborn haben wir gefragt, wie sich solche Erfahrungen langfristig auf die Lebenswege junger Menschen auswirken. Welche Erinnerungen nehmen sie mit? Beeinflusst die gemeinsame Arbeit in einem so anspruchsvollen Ensemble ihren künftigen Lebensweg, ihre Berufswahl, ihre Lebensqualität?
Am Sonntag, dem 25.10.2020, präsentierten Prof. Dr. Heiner Gembris, Jonas Menze und Sebastian Herbst die Studie per Zoom-Konferenz. Ein Ausschnitt aus dem Fazit der Präsentation: „Das Landesjugendorchester vermittelt substanzielle Impulse für die musikalisch-künstlerische, persönliche und soziale Entwicklung besonders begabter junger Instrumentalist*innen … [und ist] eine nachhaltige, langfristig wirksame Investition in das musikkulturelle Leben der Gesellschaft.“
Gesprächspartner während der Präsentation waren Hella Dunger-Löper, Präsidentin des Landesmusikrats Berlin, und Ron Lepinat, künstlerischer Leiter des Musikgymnasiums Carl Philipp Emanuel Bach. Zahlreiche Interessierte schalteten sich auf Facebook, auf der Website des Landesmusikrats oder per Zoom dazu und stellten im Anschluss an Präsentation und Gesprächsimpuls ihre Fragen.
Verfolgen Sie die Aufzeichnung der Präsentation im Video.
Kurzfassung der Präsentation als PDF herunterladen
Heiner Gembris, Jonas Menze, Sebastian Herbst: Begabungsförderung im Landesjugendorchester. Erfahrungen und Lebenswege ehemaliger Orchestermitglieder (Schriften des Instituts für Begabungsforschung in der Musik, 17). Münster: Lit, 2020. 114 Seiten, Broschur, ISBN 978-3-643-14779-0
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Mitglieder-News
Handiclapped Berlin e. V.: 48-Stunden-Hackathon der Initiative KuDiBa
Neue Technologien und die fortschreitende Digitalisierung haben den Zugang zu kulturellen Angeboten für einen Großteil der Bevölkerung enorm erleichtert. Dennoch sind Menschen mit Beeinträchtigung, die gerne Kunst- und Kulturveranstaltungen besuchen möchten, davon ausgeschlossen, oder, wenn überhaupt, fast immer auf die Hilfe anderer angewiesen.
Dieser Zustand ist nicht nur aus rein humanistischer Sicht inakzeptabel. Für die Kulturwirtschaft bedeutet das zugleich auch, dass eine nicht unerheblich große Zielgruppe bei der Gestaltung von kulturellen Angeboten vernachlässigt wird und damit potenzielle Umsätze, die mit diesem Publikum zu erwirtschaften wären, nicht genutzt werden.
Mit „KuDiBa – Kultur Digital Barrierefrei“, einer gemeinsame Initiative von Handiclapped-Kultur Barrierefrei e.V. und MusicTech Germany e.V., sollen die Rahmenbedingungen für mehr Teilhabe von Menschen mit Beeinträchtigungen an Kulturveranstaltungen verbessert werden.
Auf Basis einer Umfrage, die mit verschiedenen Kooperationspartnern aus den Bereichen Inklusion und Behindertenarbeit durchgeführt wurde, veranstaltet KuDiBa am 27. November einen Hackathon mit dem Ziel, innerhalb von 48 Stunden Prototypen für digitale Hilfsmittel auf Open-Source-Basis zu entwickeln, mit deren Hilfe die Barrieren bei der Teilhabe an Kulturangeboten weiter gesenkt werden können. Programmiererinnen und Programmierer, Designerinnen und Designer und andere Interessierte, mit und ohne Beeinträchtigung, sind dazu eingeladen, daran teilzunehmen. Bis zum 10. November können Interessierte sich über dieses Formular anmelden.
Neben dem Wissen, einen nachhaltigen Beitrag zur Vielfalt der Kulturlandschaft geleistet zu haben, erhalten die Gewinner-Teams im Fall einer erfolgreichen Prototyp-Entwicklung zudem einen bunten Mix an Geld- und Sachpreisen.
Information in leichter Sprache und Anmeldeformular
Ausführliche Information
Das Projekt wird von der Berliner Senatsverwaltung für Kultur und Europa im Rahmen des Förderprogramms Digitale Entwicklung im Kulturbereich gefördert.
Landesmusikakademie Berlin: Kurse für besondere Unterrichtssituationen
Im November bietet die LMAB interessante Kurse für Musikschullehrkräfte und Musik- und Kindheitspädagoginnen und -pädagogen an.
Besondere Schüler*innen – effektive Strategien für einen souveränen Umgang (10.11.2020) mit Kirsten Klopsch
Das Seminar gibt Hilfen, um beanspruchenden Unterrichtssituationen souveräner zu begegnen, um Auftrag und Position der Lehrkräfte zu klären, um eine Position zu gewinnen zwischen eigenen pädagogischen Werten und Erwartungen von Schüler*innen und Eltern.
Traumatische Belastungen erkennen und stabilisieren (12.11.2020)
mit Kirsten Klopsch
Traumata, Posttraumatische Belastungsstörungen (PTBS) und wie man sie erkennt, das steht im Fokus dieses Seminars. Sie lernen einfache „außermusikalische“ Stabilisierungstechniken, um Kindern ein Stück Sicherheit und Vertrauen zu geben. Auf diese Weise können sie sich besser auf neue, wertvolle Erfahrungen im Unterricht einlassen.
Universität der Künste Berlin: Die Spezialsammlungen – auf dem Weg zur Sichtbarkeit
Über Jahre hinweg wurde die vielfältige Sammlungsdokumentation – sowohl in den Akten als auch in den Katalogdaten – gesichtet und aufbereitet. Dabei musste vieles manuell erfasst und angeglichen werden, bis 2019 ein umfassendes Erschließungskonzept etabliert werden konnte.
Während die tiefergehende Erforschung der Sammlungen und ihrer Aktenlage eine gewaltige Aufgabe für die Zukunft darstellt, konnten mit dem Bibliothekssystem Alma bereits eine normierte Erfassung und eine deutliche Sichtbarkeit der Sammlungszugehörigkeit erzielt werden. Auf Grundlage der Erfassung in Alma wird somit eine komfortable Anzeige- bzw. Recherchemöglichkeit im Wissensportal der Künste angeboten. Zusammen mit den weiterführenden Informationen auf der Bibliothekswebseite sind die vielfältigen Schätze nun erstmals an prominenter Stelle sichtbar.
Hierauf gilt es nun aufzubauen. Die Webseite muss weiter mit Inhalten gefüllt, nicht Erschlossenes muss katalogisiert werden. 2021 beginnt die Bibliothek mit dem Digitalisieren ihrer Bestände, sodass zukünftig auch in den Spezialsammlungen gelesen werden kann – anstatt wie bisher nur über sie.
VÖBB: 100 Jahre Theremin – Präsentation in der Zentral- und Landesbibliothek (ZLB)
Zum 100-jährigen Jubiläum der Erfindung des Theremins präsentiert die Musikbibliothek der ZLB im Haus Amerika-Gedenkbibliothek bis Mitte November eine kleine thematische Ausstellung. Diese bietet CDs mit Theremin-Musik, Sekundärliteratur und ein Moog-Theremini zum Ausprobieren. Parallel dazu können Nutzende des VÖBB mit dem Login via Bibliotheksausweis zwei Playlists mit Thereminklängen streamen – einmal in der Naxos Music Library und einmal im Portal freegalmusic. Die Pfade sowie weitere Hinweise zu den Playlists sind hier zu finden.
Musikbuch-Empfehlung
Albrecht Dümling: Anpassungsdruck und Selbstbehauptung. Der Schott-Verlag im ‚Dritten Reich‘
Rechtzeitig zum 250. Geburtstag des traditionsreichen Schott-Verlages gibt es nun eine einschlägige Publikation, die sich der Aufarbeitung der bisher kaum beleuchteten Situation des Verlags während der NS-Zeit widmet. Möglich wurde das Unterfangen vor allem deshalb, weil in den letzten Jahren das wertvolle historische Schott-Archiv verkauft und zugänglich gemacht wurde: „500 Regalmeter Musikgeschichte“ mit Konvoluten von Musikautographen und Korrespondenzen gingen an ein Konsortium von Bibliotheken und Forschungsinstituten (mehr darüber hier). Mittlerweile ist Vieles davon mithilfe von DFG-Mitteln erschlossen – eine gute Basis für Dr. Albrecht Dümling, der zudem Einblicke in die Verlags-Akten bekam und interessante Dokumente auswählte und auswertete. Dümling, der sich als Vorsitzender des Berliner Vereins musica reanimata e. V. seit über 30 Jahren unermüdlich für die Wiederentdeckung NS-verfolgter Komponistinnen und Komponisten und ihrer Werke einsetzt, entschied sich für die Verlags-Korrespondenzen mit Hermann Reutter und Ernst Toch aus der Staatsbibliothek zu Berlin, nahm Einblick in die Briefe von Werner Egk in der Bayerischen Staatsbibliothek München, sichtete daneben Hindemith-Briefe in Frankfurt und bekam exklusiven Zugang zum bisher unzugänglichen Geschäftsarchiv sowie zum persönlichen Tagebuch von Ludwig Strecker jun. in Mainz.
Das Ergebnis ist ein ebenso differenziertes wie ambivalentes Portrait. Während die damaligen Verlagsleiter, die Brüder Ludwig und Willy Strecker, fast alles in ihrer Macht Stehende unternahmen, um Komponisten wie Hindemith und Toch in Deutschland und im Exil zu unterstützen, verdienten sie parallel sehr viel Geld mit dem Druck von Soldatenliederbüchern, Märschen und Fanfaren. Der bebilderte und mit umfangreichem Register erschlossene Band eröffnet die neue Buchreihe „Musik & Zeitgeschichte“ der ConBrio Verlagsgesellschaft.
Albrecht Dümling: Anpassungsdruck und Selbstbehauptung. Der Schott-Verlag im ‚Dritten Reich‘. Regensburg: ConBrio, 2020. 88 Seiten, Softcover, € 19,90