Liebe Leser:innen, liebe Freund:innen des Landesmusikrats Berlin,
die Zivilgesellschaft umfasst nach einer Definition des Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung „die Gesamtheit des Engagements der Bürger eines Landes – zum Beispiel in Vereinen, Verbänden und vielfältigen Formen von Initiativen und sozialen Bewegungen.“ Es gehören dazu „alle Aktivitäten, die nicht profitorientiert und nicht abhängig von parteipolitischen Interessen sind.“
Viele von uns gehen wöchentlich zur Chor-, Spielmannszug- oder Orchesterprobe, organisieren ehrenamtlich Konzerte, Meetings, Freizeiten oder Feste. Wie viele? Das Musikinformationszentrum hat 2021 nachgezählt: 14,3 Millionen Bürger:innen engagieren sich in der Amateurmusik. Sie leisten damit ungeheuer viel für den Zusammenhalt der Gesellschaft, für die Pflege kultureller Traditionen und die Integration unterschiedlicher kultureller Strömungen.
Zivilgesellschaft: Das ist also auch das Engagement der Berliner Amateurmusiker:inen, ein Engagement, welches noch viel zu selten in ausreichendem Maße wahrgenommen und wertgeschätzt wird, zum Beispiel, wenn es um die Versorgung mit geeigneten Räumlichkeiten geht.
Wir sind deswegen sehr froh, dass es gelungen ist, das Preisträgerkonzert des Berliner Chortreffs im vergangenen Monat live aus dem Haus des Rundfunks zu senden, moderiert von Shelly Kupferberg. Wir freuen uns auf den 37. Berliner Jazztreff Ende November in der Kulturbrauerei und sagen: Lassen Sie uns gemeinsam noch viel sichtbarer werden!
Ihre Hella Dunger-Löper
Staatssekretärin a.D.
Jugend musiziert Berlin
15.11.2022, 18 Uhr: Anmeldeschluss 60. Wettbewerb 2023
Landesjugendorchester Berlin
24.10.–1.11.2022: Herbst-Arbeitsphase
1.11.2022: Listening to Climate Change, Konzerthaus
Berliner JugendJazzOrchester
30.10.–5.11.2022: Herbst-Arbeitsphase
5.11.2022: Herbstkonzert, Jazz-Institut Berlin
Förderung junger Ensembleleiter:innen
12.11.2022: Abschlusskonzert Förderung junger Ensembleleiter:innen
Berliner Jazztreff
27.11.2022: 37. Berliner Jazztreff, Kulturbrauerei
Landesmusikrat Berlin
29.11.2022: Generalversammlung
LMR-News
Landesjugendorchester bringt Klimawandel auf die Konzertbühne
Unter dem Titel „Listening to Climate Change“ startet in der kommenden Woche die bisher ungewöhnlichste Arbeitsphase des Berliner Landesjugendorchesters. Die jungen Musiker:innen machen das Miteinander von Mensch und Natur und die bedrohliche Entwicklung des Klimas musikalisch hörbar. Gemeinsam mit dem Soundstudio kling klang klong erproben sie neue Formen des Komponierens und des Musizierens.
Rebel, Haydn und Dvořák, Honegger und Moritz Eggert: Das Programm ist eine Reise durch Kompositionen der letzten 300 Jahre, die den menschlichen Blick auf Natur und Schöpfung widerspiegeln. Ergänzt werden sie um Kompositionen des Soundstudios kling klang klong, die diesen Blick aus heutiger Sicht erneuern. Unter Nutzung von historischen Wetterdaten und Computerverfahren wird der Klimawandel zur Partitur.
Das Projekt Listening to Climate Change wird entwickelt im Rahmen von „dive in. Programm für digitale Interaktionen“ der Kulturstiftung des Bundes.
Listening to Climate Change
Landesjugendorchester Berlin, Dirigent: Lancelot Fuhry; Soundstudio kling klang klong
1. November 2022, 20 Uhr, Konzerthaus Berlin, Großer Saal
Zum Ticket-Vorverkauf
Weitere Informationen: https://www.landesmusikrat-berlin.de/projekte/landesjugendorchester-berlin/
Berliner Jazztreff am 27. November
Zum 37. Mal kommt die Berliner Jazzszene zum Berliner Jazztreff zusammen, in diesem Jahr erneut in der Kulturbrauerei. Jazzmusiker:innen von Klein bis Groß, von Trio bis Bigband treffen sich und spielen Repertoire aus allen Epochen des Jazz. Im Rahmen des Jazztreffs wird eine Jury die Landessieger für „Jugend jazzt“ ermitteln und zur Bundesbegegnung „Jugend jazzt“ entsenden, die vom 18. bis 25. Mai 2023 in Hamburg stattfindet.
Der Berliner Jazztreff ist nun seit 37 Jahren eine feste Größe der Berliner Jazzszene. Er bietet allen Spielniveaus eine Plattform. Musikerinnen und Musiker aus den studienvorbereitenden Ensembles sowie frei zusammengesetzte Ensembles nehmen jedes Jahr die Möglichkeit wahr, sich auf der Bühne des Berliner Jazztreffs zu präsentieren. Darüber hinaus kann jedes Ensemble die Beratung durch einen professionellen Musiker in Anspruch nehmen und sich Tipps zur Performance oder zu musikalischen Themen geben lassen. Um eine nachhaltige Förderung der Teilnehmerinnen und Teilnehmer zu gewährleisten, verleiht der Berliner Jazztreff dank diverser Stifter attraktive Förderpreise.
Mehr Information: https://www.landesmusikrat-berlin.de/projekte/berliner-jazztreff/
Berliner JugendJazzOrchester: The Autumn Sessions am 5. November im JIB
Nach dem grandiosen Erfolg vom Frühjahr präsentiert das Berliner JugendJazzOrchester am 5. November 2022 ein vielfältiges Konzertprogramm im Georg-Neumann Saal der UdK – ein einzigartiger Klangkörper, der sich durch besondere Talente und individuelle Stimmen auszeichnet: Die klassische Bigband-Besetzung wird erweitert um für den Jazz noch ungewohnte Instrumente. Junge Musikerinnen und Musiker zwischen 15 und 25 zeigen ihr breites musikalisches Spektrum – egal ob auf Saxophon, Cello, Blockflöte oder Vibraphon.
Künstlerische Leitung: Fabia Mantwill und Nicolai Thärichen.
BJJO – The Autumn Sessions
Samstag, 5. November 2022, 20 Uhr
Georg-Neumann-Saal, Jazz-Institut Berlin, Einsteinufer 43–53, 10587 Berlin
Zum Ticket-Vorverkauf
Umfrage (1): Berufsbegleitende Ausbildung für Ensembleleiter:innen auch in Berlin?
Der Landesmusikrat Brandenburg startete im Herbst 2018 eine berufsbegleitende Ausbildung zur Chorleitung/ Ensembleleitung bzw. Chorleitungs-Assistenz/ Ensembleleitungs-Assistenz mit Abschlussprüfung, die u. a. den Anspruch auf eine Übungsleiterpauschale für Chorleiter:innen / Ensembleleiter:innen begründet.
Aufgrund vielfältiger Nachfragen aus der Chor- und Orchesterszene will der Landesmusikrat Berlin e.V. erkunden, wie notwendig die Einführung der beiden Angebote aus der Perspektive der LMR-Info-Leser:innenschaft auch in Berlin ist.
Dafür bittet der Landesmusikrat, den hier verlinkten Fragebogen auszufüllen und diese Umfrage auch an möglichst viele Interessent:innen weiterzugeben. Für eine repräsentative Umfrage sind mindestens 500 Teilnahmen erforderlich, aktuell sind es rund 200. Je mehr Rückmeldungen eingehen, desto glaubwürdiger lässt sich die Forderung nach der Einführung der beschriebenen Maßnahmen vertreten.. Zum Fragebogen bitte hier klicken!
Umfrage (2): Wie stark wirken sich Energiepreise auf Berliner Musiklandschaft aus?
Der Deutsche Kulturrat hat eine Abfrage angestoßen, inwiefern die Berliner Musiklandschaft von den Energiepreissteigerungen betroffen ist. Institutionen, Unternehmen, Vereine und Künstler:innen sind aufgefordert, die Umfrage auszufüllen und sie auch an mögliche weitere Interessent:innen weiterzugeben.
Die Befragung soll dem Deutschen Kulturrat Argumente für notwendige Unterstützungen im Kulturbereich liefern. Als Frist nennt der Kulturrat den kommenden Mittwoch, den 19. Oktober. Alle bis 17 Uhr Ergebnisse werden an den Kulturrat weitergegeben.
Zur Umfrage
Ein Kulturrat für Berlin? Arbeitsgruppe prüft Möglichkeiten für neues Gremium
Innerhalb der Initiative für ein Berliner Kulturfördergesetz wurde eine Arbeitsgruppe gebildet, die die Einrichtung eines Kulturrats für Berlin prüft. Die bisher informell organisierte Initiative hofft damit auch auf eine künftige Verstetigung ihrer Arbeit. Das Gremium würde Vertreter:innen von Kulturinstitutionen, Verbänden und Politik versammeln, um Aktivitäten und Initiativen der Kulturszene zu koordinieren und gegenüber der Politik und der Wirtschaft zu kommunizieren. Die Prüfgruppe hat am 10. September 2022 ihre Arbeit aufgenommen.
Zur Website der Initiative für ein Berliner Kulturfördergesetz
Deutscher Musikrat: Bundesinitiative „Musik und Demenz“ gegründet
Der Deutsche Musikrat (DMR), die Deutsche Musiktherapeutische Gesellschaft (DMtG) und die Deutsche Gesellschaft für Musikgeragogik (DGfMG) bringen gemeinsam die Bundesinitiative „Musik und Demenz“ auf den Weg. Ziel der Initiative ist es, in ganz Deutschland bedarfsgerechte musiktherapeutische, musikgeragogische und musikalisch-künstlerische Angebote für Menschen mit demenziellen Veränderungen nachhaltig sicherzustellen.
Hierzu Prof. Christian Höppner, Generalsekretär des Deutschen Musikrats: „Die Auswirkungen demenzieller Erkrankungen, für den Einzelnen wie für unsere Gesellschaft, erfordern mehr Engagement der Gesundheits-, Forschungs- und Sozialpolitik. Der kontinuierliche Anstieg von Demenz-Erkrankten ist ein Weckruf für die politischen Akteure auf allen föderalen Ebenen. Musikalische Angebote sind ein wesentlicher Baustein, um von Demenz Betroffene in ihrer Lebenssituation zu stabilisieren und zu stärken. Denn Musik weckt Erinnerungen, erschließt lebenspraktische und kommunikative Kompetenzen und trägt bei zur Lebensfreude. Unsere Gesellschaft darf die Betroffenen und ihre Familien nicht mit ihrem Schicksal allein lassen.“
Prof. Lutz Neugebauer, Vorstandsvorsitzender der Deutschen Musiktherapeutischen Gesellschaft: „Musiktherapie ist vor allem da hilfreich, wo Worte und Gespräche nicht mehr möglich sind. Neurologische Untersuchungen belegen seit langem, dass ‚Musik bleibt‘. Die Forschung zeigt uns, dass qualifizierte musiktherapeutische Angebote die Lebensqualität steigern sowie unruhiges und ängstliches Verhalten verbessern können. Das erleben Musiktherapeutinnen und Musiktherapeuten täglich in ihrer Arbeit. Gerade weil die Einsamkeit durch das Fehlen von kommunikativen Angeboten aufgrund der Pandemie zugenommen hat, braucht es dringend musikorientierte Interventionen und Initiativen. Die Deutsche Musiktherapeutische Gesellschaft freut sich deshalb sehr, dass es gelungen ist, diese bundesweite Initiative ins Leben zu rufen.“
Prof. Dr. Hans Hermann Wickel, Vorstandsvorsitzender der Deutschen Gesellschaft für Musikgeragogik: „Musikgeragogik setzt sich dafür ein, dass Menschen auch im Alter die Möglichkeit behalten, in den von ihnen gewünschten Kontexten und auf dem ihnen möglichen Niveau zu musizieren und sich musikalisch weiterzubilden. Das betrifft alle Lebensspannen und alle Lebenslagen des Alters, auch angesichts von Einschränkungen wie demenziellen Erkrankungen. Es gilt somit, geeignete methodisch-didaktische Settings zu entwickeln und passende Angebote zu machen, um Menschen mit Demenz diese Teilhabe an der Musik und am Musizieren zu sichern. Dazu bedarf es der tatkräftigen Unterstützung aller entscheidenden kultur-, gesundheits- und sozialpolitischen Instanzen.“
Zur Umsetzung der Ziele der Bundesinitiative soll u. a. ein Fonds „Musik und Demenz“ eingerichtet werden, der für diesen Zweck bestimmte Mittel sammelt und für geeignete Projekte und Strukturen zur Verfügung stellt. Grundlage für das gemeinsame Engagement ist ein Letter of Intent, mit dem sich die beteiligten drei Institutionen dazu bekennen, den Aufbau geeigneter Strukturen zu befördern und insbesondere die Einrichtung des bundesweiten Fonds „Musik und Demenz“ aktiv zu unterstützen.
Die Entwicklung der Bundesinitiative „Musik und Demenz“ wurde maßgeblich durch den Landesmusikrat Hamburg vorangetrieben. Dieser hat in Aufnahme entsprechender Impulse der von ihm veranstalteten bundesweiten Fachtagung „Musik und Demenz“ im September 2019 ein mit Expertinnen und Experten der Bundesverbände besetztes Team mit der Erarbeitung eines Konzepts betraut. Der Landesmusikrat Hamburg wird die Arbeit der Initiative auch zukünftig durch solche Fachtagungen flankieren. Auf der Fachtagung unter dem Motto „Resonanz und Begegnung | Musik zeigt Wirkung bei Demenz“ am 16. und 17. September 2022 in Hamburg wurde die Bundesinitiative offiziell gegründet.
Instrumentenbau ist Kulturgut: Ausnahme für Verwendung von Blei gefordert
Die Europäische Chemikalienagentur (ECHA) schlägt vor, die Verwendung von Blei in den Anhang XIV der REACH-Verordnung aufzunehmen. Diese EU-Chemikalienverordnung regelt u. a., dass einzelne Chemikalien registriert werden müssen, bevor sie in den Verkehr gebracht werden. Eine Verwendung ist damit nur noch mit Sondergenehmigung möglich. Seit 2021 muss die Verwendung von Blei bei der ECHA zwar angemeldet werden, bisher aber nicht das aufwändige Verfahren einer Registrierung durchlaufen.
Hierzu Prof. Christian Höppner, Generalsekretär des Deutschen Musikrates: „Der Deutsche Musikrat fordert von der ECHA eine Ausnahmeregelung für die Verwendung von Blei beim Instrumentenbau, sollte es zu einer ECHA-Registrierungspflicht kommen. Der Musikinstrumentenbau hat in Deutschland eine lange und ruhmreiche Tradition, die es zu schützen gilt. Blei ist beim Bau von Orgeln, aber auch als Bestandteil vieler Blechblasinstrumente bisher alternativlos. Die Arbeit der ECHA ist ohne Zweifel bedeutsam, um Gesundheitsproblemen durch Chemikalien vorzubeugen. Doch gerade im Fall der Orgel sind solche gesundheitlichen Risiken durch Bleilegierungen bisher nicht bekannt. Aus diesem Grund wurde für den Orgelbau 2017 im Zuge der EU-Verordnung RoHS (Restriction of Hazardous Substances) eine Ausnahmeregelung erlassen. Denn der Bau von Instrumenten wie der Orgel ist weit mehr als ein Industriezweig: Er ist ein bedeutendes kulturelles Vermächtnis, eine einzigartige Verbindung von Klang, Ästhetik, Material und Technik.“
Blei wird für die Herstellung von Orgelpfeifen benötigt, bei Blechblasinstrumenten wird Blei gemeinsam mit Nickel und Chrom in der Regel für Legierungen verwendet. Aufwändige Entwicklungen von neuen Alternativen würden zu drastischen Steigerungen der Verkaufspreise der Instrumente führen. Die Entscheidung über eine Aufnahme von Blei in den Anhang der REACH-Verordnung soll voraussichtlich in 2023 fallen.
Berichte
Chortreff-Champions begeistern Publikum im Haus des Rundfunks / Live-Übertragung
Zehn Chöre waren beim Landeschorwettbewerb 2022 ausgezeichnet worden, der im Rahmen des Berliner Chortreffs am 25. und 26. Juni 2022 in der Landesmusikakademie stattfand. Neun davon traten am 25. September im Großen Sendesaal des rbb in der Masurenallee auf, vom Damenquartett „Gretchens Antwort“ über die Chorgemeinschaft pro musica Treptow bis zum Kammerchor der Künste. Moderatorin Shelly Kupferberg führte durch ein vielfältiges Programm zwischen Volkslied und Popsong, Klassik und Schlager. Das Publikum feierte die beteiligten Chöre im ausverkauften Sendesaal des rbb begeistert.
Die Live-Übertragung des Konzerts auf rbbKultur war der Schluss- und Höhepunkt des Chortags „Lauter Singen“. Einen ganzen Radio-Sonntag widmete der rbb dem Chorsingen, ob als Amateur:in oder als Profi.
Das gesamte Konzertprogramm können Sie hier herunterladen (PDF).
Auf der Website des rbb können Sie das Konzert unter dieser Adresse nachhören.
Die Wortbeiträge des Chortags Lauter Singen auf rbbKultur können Sie hier nachhören.
Jour fixe (1): Schulmusik ohne Personal – Lehrkräftemangel in Berlin
Der anhaltende Mangel an qualifizierten Musiklehrer:innen in Berliner Schulen und wie man ihm abhelfen kann: Das war Thema des 15. Jour fixe „Musik und Stadt“ zum Thema „Schulmusik ohne Personal – Lehrkräftemangel in Berlin“ am 12. September. Auf dem Podium in der ALEX-Halle diskutierten Prof. Dr. Werner Beidinger von der Universität Potsdam, Franziska Brychcy, Bildungspolitische Sprecherin der Fraktion Die Linke im Abgeordnetenhaus, Mark Rackles vom Wissenschaftszentrum Berlin, Claudia Rocca vom Berggruen-Gymnasium und Prof. Julia Hülsmann von der Universität der Künste. Carl Parma vom Landesmusikrat Berlin hatte die Moderation des Gesprächs übernommen.
Dabei wurde anerkannt, dass ein Ziel inzwischen erreicht ist: Künftige Musiklehrer brauchen ab 2023 nicht mehr zwei Zusatzfächer zu studieren, sondern nur noch eines. Dennoch mangelt es noch immer an Personal, Räumen und Geldmitteln, um langfristig die Studentenzahl im Fach Schulmusik zu erhöhen. Die Aufzeichnung der Diskussion können Sie unter diesem Link nachschauen.
Jour fixe (2): Kultur im öffentlich-rechtlichen Rundfunk: „Geld zurück ins Programm!“
„Kultur im öffentlich-rechtlichen Rundfunk unter dem neuen Medienstaatsvertrag“ war Gegenstand des 14. Jour fixe „Musik und Stadt“, der am 5. September auf dem Podium von ALEX Berlin stattfand. Christian Goiny, Mitglied der Berliner CDU-Fraktion und des rbb-Rundfunkrats, Dr. Hans-Dieter Heimendahl von Deutschlandfunk Kultur, der freie rbb-Journalist Tomas Fitzel, Veronika Petzold vom Deutschen Chorverband und Marcus von Amsberg vom Bundesmusikverband Chor und Orchester sprachen über die Rolle des Rundfunks in Kulturvermittlung und Bildung, sperrige Verwaltungsstrukturen und mögliche neue Wege des Kulturradios. Die Moderation hatte Hella Dunger-Löper, Präsidentin des Landesmusikrats Berlin. Erörtert wurden unter anderem die Repräsentation von regionaler Kultur und Amateurmusik im Kulturradio und die Forderung von Autoren und Redakteuren, die inhaltliche Arbeit wieder mehr zu betonen unter der Parole „Geld zurück ins Programm!“ Unter diesem Link können Sie die Podiumsdiskussion nachschauen.
Zwei Jahre erfolgreiche Arbeit der Koordinationsstelle für Proben- und Aufführungsräume
Seit zwei Jahren sucht und vermittelt die Koordinationsstelle des Landesmusikrats Berlin Proben- und Aufführungsräume für Amateurmusikensembles. Ihre Bilanz kann sich sehen lassen: Fast 500 Räume sind inzwischen in der Datenbank erfasst, 117 Räume sind online gelistet und können nach Kriterien wie Standort, Ausstattung oder Raumgröße sortiert werden.
Mit viel Engagement haben die Mitarbeiter:innen des Landesmusikrats auch daran gearbeitet, grundlegende strukturelle Verbesserungen herbeizuführen. So konnte gemeinsam mit dem Konsistorium der evangelischen Kirche Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz ein Mustermietvertrag entwickelt werden, der den Berliner Kirchengemeinden die Bereitstellung ihrer Räumlichkeiten an Amateurmusikensembles erleichtert.
Jasmin Manike, Ev. Apostel-Paulus-Kirchengemeinde: „Bei uns hat nach dem Online-Stellen sowohl das Telefon nicht stillgestanden als auch das E-Mail-Postfach geglüht.“
Dr. Heike Oeff, Sinfonietta Charlottenburg: „Wir haben durch die Vermittlung der Raumkoordinationsstelle des Landesmusikrats einen Probenraum gefunden und sind in der Lage, den Probenbetrieb wieder aufzunehmen.“
Doch auch die Raumkoordinationsstelle steht vor neuen Herausforderungen: Durch die aktuelle Energiekrise werden Kosten für Proben- und Aufführungsräume, welche auch auf Amateurensembles umgelegt werden, enorm steigen.
Hella Dunger-Löper, Präsidentin des Landesmusikrats Berlin e. V.: „14 Millionen Menschen in Deutschland musizieren in ihrer Freizeit, der Großteil im Ensemble. Der Gewinn dieser Aktivitäten für den sozialen Zusammenhalt, die Musikalische Bildung oder die Gesundheit ist enorm. Wir müssen das bürgerschaftliche Engagement, welches sich hier zeigt, gerade in Zeiten wie diesen wertschätzen und unterstützen. Wir dürfen nicht zulassen, dass die Energiekrise diese Strukturen beschädigt.“
Mitglieder-News
Universität der Künste: Friedensgebet des Staats- und Domchors am 21. Oktober
Unter dem Titel von Pete Seegers bekannter Friedenshymne „Sag mir, wo die Blumen sind“ lädt der Staats- und Domchor ein zum Friedensgebet am Freitag, dem 21. Oktober 2022, um 18 Uhr im Berliner Dom. Das Friedensgebet widmet sich der Not von Kindern und Jugendlichen im Krieg. In seinem Mittelpunkt steht die berühmte Trauermotette „Wie liegt die Stadt so wüst“. Komponiert wurde das Stück vom Dresdner Kantor Rudolf Mauersberger anlässlich der Zerstörung der Stadt 1945. Kinder und Jugendliche des Staats- und Domchors sowie Gäste lesen Texte, die Kriegs- und Fluchterfahrungen insbesondere von Kindern und jungen Menschen thematisieren und reflektieren. Es erklingt Musik von Pete Seeger, Felix Mendelssohn Bartholdy, Rudolf Mauersberger u.a.
Mit Dompredigerin Dr. Petra Zimmermann, dem Staats- und Domchor Berlin und dem Kammerchor der Künste Berlin (Maike Bühle), Anja Petersen (Sopran), Martin Ripper (Flöte), Annette Rheinfurth (Kontrabass) und Kai-Uwe Jirka (Leitung & Akkordeon).
Eintritt frei.
Musikbuch-Empfehlung
Frank Schneider: „Wir, so gut es gelang, haben das Unsre getan“
Frank Schneider, Musikwissenschaftler, Dramaturg und von 1992 bis 2009 Intendant des Konzerthauses Berlin, hat seinen zahlreichen Veröffentlichungen von Büchern und Zeitschriftenartikeln im Sommer 2022 eine geradezu enzyklopädische Autobiografie hinzugefügt. Gut verständlich und eloquent schildert er chronologisch zunächst seine Kindheit in Großerkmannsdorf und erste Studienjahre in Dresden. Der Großteil des Buchs spielt ab 1964 in Berlin, wo Schneider bis heute lebt. Seine Berliner Stationen reichen von der Studienzeit am musikwissenschaftlichen Institut der Humboldt-Universität über Berufserfahrungen in der Komischen Oper und der Akademie der Wissenschaften bis hin zur Intendanz am Konzerthaus und Aktivitäten als Pensionär. Unterbrochen werden die Kapitel jeweils durch Exkurse mit Reden, Dokumenten und übergreifenden Themen.
Mit einer enormen Fundgrube von Zeitzeugenberichten bietet das Buch interessante Einblicke in die Geschichte der Musikwissenschaft in (Ost-)Berlin, ebenso in das Berliner (Klassik-)Konzertleben seit der Wende und vor allem in die Welt der zeitgenössischen Musik, für die sich der Autor seit Jahrzehnten leidenschaftlich einsetzt.
Noch lebendiger wird die gesamte Szenerie durch Schneiders Beschreibungen seiner unzähligen Begegnungen zu Menschen, die er als Wissenschaftler, Programmkurator, Fundraiser oder nicht selten als „Begrüßungsaugust“ auf der Freitreppe des Konzerthauses traf. Neben Persönlichkeiten aus Politik und Wirtschaft skizziert er Pultstars, Komponisten, Kolleginnen, ehemalige Kommilitonen oder seine Zusammenarbeit mit sieben amtierenden Berliner Kultursenatoren. Sehr viel gegenseitige Wertschätzung spricht insgesamt daraus, ebenso wie Dankbarkeit für Freundschaften und von vielen Seiten erfahrene Unterstützung. Daneben sind Selbstkritisches, Privates sowie durchaus mutige Schilderungen auch konfliktreicher Beziehungen zu lesen. Das akribisch zusammengestellte Personenregister umfasst stolze 21 Seiten.
Das für den Buchtitel verwendete und von Hanns Eisler vertonte Hölderlin-Zitat „Wir, so gut es gelang, haben das Unsre getan“ wird am Schluss des Nachworts passend erläutert.
Schneider, Frank: „Wir, so gut es gelang, haben das Unsre getan“: Fragmente aus einem Leben für Neue Musik. Neumünster: von Bockel Verlag, 2022. 547 Seiten. ISBN 978-3-95675-036-6. 48 Euro
Das Buch auf der Seite des Verlags
Eine Empfehlung von Susanne Hein, Leiterin der Musikbibliothek der Zentral- und Landesbibliothek Berlin.