Prof. Hartmut Rohde
(Professor für Bratsche an der Universität der Künste Berlin und an der Royal Academy of Music London)
Seit einigen Dekaden hat sich unser Instrument – die Bratsche – definitiv aus dem Aschenputtel-Dasein, in das sie gerne hineingeredet wurde, verabschiedet. Die Förderung dieses Instruments durch „Jugend Musiziert“ und alle folgenden Anschlussförderungen haben ein hohes Interesse an diesem einzigartigen und wunderbaren Instrument geschaffen.
Aus dieser großartigen Vielfalt des Angebotes entspringt natürlich auch ein in der Spitze sehr hohes Niveau der Musizierenden, sodass wir gegenüber zwei bis drei Persönlichkeiten heutzutage pro Generation zehn bis 15 Bratschistinnen und Bratschisten kennen, die bedeutendste Positionen bekleiden: in Ensembles, als Solisten, als Professoren oder in führenden Orchesterpositionen.
Natürlich gibt es weiterhin den Wettstreit zwischen den „Edelbratschern“ und den umgestiegenen Geigern, wie wir es bei jedem Instrumentalwettbewerb oder Probespiel erneut sehen. Historisch betrachtet gab es immer eine Symbiose dieser Instrumente, und viele Musiker beherrschten beide gleichermaßen virtuos.
Gerade in den vergangenen hundert Jahren sind zahlreiche Kompositionen entstanden, da die Komponisten ihre Faszination für das stimmhafte Instrument erkannt oder für die Vielzahl der herausragenden Bratschisten persönlich Werke kreiert haben.
Berlin hat schon immer große Bratschistenpersönlichkeiten über alle Generationen beherbergt – einer ganz vorne war Paul Hindemith, der an der UdK Berlin von 1927 bis 1937 als Komponist gewirkt hat und dessen 50. Todestag unsere Universität vom 7. bis 9. Februar 2014 im Konzerthaus und den Räumlichkeiten der UdK Berlin gebührend feiert.
Ich bin persönlich sehr glücklich, dass durch die Initiative des Landesmusikrates viele Institutionen in Berlin mit wunderbaren Ideen und Beiträgen das Jahr der Bratsche 2014 feiern und neben dem Berliner Publikum natürlich dem Bratschennachwuchs unserer Stadt äußerst interessante und inspirierende Momente vermitteln werden. Dies möge vielen jungen Instrumentalisten Neugier auf die Bratsche erwecken und sie möglichst frühzeitig für dieses Instrument begeistern.
Ich freue mich auf Ihre neugierige Teilnahme an den Veranstaltungen des Landesmusikrates und auf viele anregende persönliche Begegnungen.
Ihr
Hartmut Rohde
Seit 1993 lehrt Hartmut Rohde als Professor für Bratsche an der Universität der Künste Berlin. Darüber hinaus ist er Ehrenmitglied der Royal Academy of Music London. Er begeistert das Publikum durch seine besonderen Klangfarben und variable musikalische Sprache sowie sein besonderes Engagement für zeitgenössische Kompositionen. Ab 2013 ist er Gastdirigent des Breslauer Kammerorchesters. Rohde ist Gründungsmitglied des Mozart Piano Quartet und des Joachim Quartett Berlin. Zu seinen Kammermusikpartnern zählen u. a. D. Geringas, J. Jansen, J. Widmann sowie zahlreiche Streichquartette oder Klaviertrios. Konzerte bei den Berliner Festspielen, Carnegie Hall NY, Wigmore Hall, Schleswig-Holstein Musikfestival, den „Spannungen“ Heimbach, dem Concert du Louvre in Paris, dem Concertgebouw Amsterdam und dem International Jerusalem Music Festival. Solokonzerte unter der Leitung von u. a. K. Nagano, G. A. Albrecht, P. Järvi, M. Zanetti und M. Sanderling. Internationale Rundfunkaufnahmen sowie CD-Produktionen bei EMI Classics, Decca, BMG/Sony, MDG und Naxos. 2003 Echo-Klassik, 2004 Supersonic Award.